„...letztlich ist der Mensch, als Folge oder Krönung der Evolution, nur in der Totalität der Erde begreifbar.“ (Leroi-Gourhan, Hand und Wort, S.22)

Freitag, 31. März 2023

Fatalismus und Denkverweigerung

Ich bin jetzt mit Montaignes Essays durch, denn ich habe einige hundert Seiten übersprungen oder nur flüchtig durchgeblättert und bin nur an wenigen Stellen hängengeblieben, die hier nichts zur Sache tun. Ich bin mit Montaignes Buch nicht anders umgegangen, als er selbst, nach eigenem Eingeständnis, mit Büchern umzugehen pflegte.

Wenn es darum geht, alles in wenigen Worten zusammenzufassen, fallen mir zwei ein: Fatalismus und Denkverweigerung. ‒ „In meiner Unwissenheit über das große Ganze lasse ich mich für meinen Teil lässig vom allgemeinen Weltgesetz führen. Es wird mich genug von sich wissen lassen, wenn ich es fühle. Kein mir eignes Wissen könnte es je von seinem Weg abbringen: Mir zuliebe wird es sich gewiß nicht ändern.“ (Essais (1998), S.541, Sp.2)

Fatalismus und Denkverweigerung sind letztlich die Quintessenz dessen, was Montaigne unter ,Erfahrung‛ versteht, dem Titel seines letzten Essays. Von den Wissenschaften will Montaigne nichts wissen, außer der einzigen, in der es um ihn selbst geht: „Ich, der ich mich mit keiner andren Wissenschaft befasse, finde in dieser eine so unendliche Tiefe und Vielfalt, daß mein Lernen als einzige Frucht hervorbringt, mich fühlen zu lassen, wieviel mir zu lernen bleibt.“ (Essais (1998), S.542, Sp.2)

Was aber bleibt für den zu lernen, der sich weigert zu lernen? ‒ „Gehorsam gegenüber den mir vorgeschriebenen Glaubenssätzen“! (Vgl. Essais (1998), S.543, Sp.1)

Mit anderen Worten: Nichts.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen