„...letztlich ist der Mensch, als Folge oder Krönung der Evolution, nur in der Totalität der Erde begreifbar.“ (Leroi-Gourhan, Hand und Wort, S.22)

Freitag, 25. Februar 2022

Klima, Corona ... Putin

Dank Klimakrise und Corona sind wir alle keine Zeitgenossen mehr. Aber Putin ist ein Wiedergänger. Er kommt aus einer gefälschten Vergangenheit, um die Gegenwart zu überschreiben. Auf Kosten der Zukunft.

Samstag, 19. Februar 2022

Mut und Demut

Kant fordert zum autonomen Verstandesgebrauch auf, und dazu gehört Mut. Kant geht also davon aus, daß Denken Mut erfordert. Man könnte vermuten, es ginge vor allem darum, sich im Denken gegen äußere Autoritäten durchzusetzen, in welcher Gestalt auch immer, deren einziges Interesse darin besteht, uns daran zu hindern, uns für unsere eigenen Interessen einzusetzen.

Aber der vielleicht noch größere Mut besteht darin, uns gegenüber unseren eigenen, inneren Autoritäten zu behaupten; gegenüber all den Konventionen und scheinbaren Bedürfnissen, die uns daran hindern, zu erkennen, was wir wirklich wollen. Denn wir wollen immer vieles und vielerlei und durchschauen dabei nur selten, was davon wirklich wichtig ist; was das tiefste Begehren ist, das aus uns selbst emporsteigt. Und vor dem wir uns fürchten, weil es den Einsatz unseres Lebens wert ist; unsere ganze Hingabe; uns selbst.

Denn was ist ‚Mut‘? Er ist ein Begehren, ein Streben, das an einem Ziel festhält, ohne sich von Launen und Stimmungen irritieren zu lassen. Er hält an seinem Willen fest, ohne sich den schwankenden, wechselnden und immer auch bedrohlichen Umständen auszuliefern.

Aber Mut ist nicht zu verwechseln mit Gedankenlosigkeit, Unerbittlichkeit und Maßlosigkeit. Ohne Denken gibt es keinen Mut, so wie es ohne Mut kein Denken gibt. Ohne diese beiden verliert unser Wollen sein Maß und wird zur Gier. Gier ist geil. Gier ist maßlos.

Mut aber ist nicht geil. Er setzt unserem Wollen ein Maß; ein Maß, das der Wille in seinem Gegenstand findet, auf den er sich richtet. Um dieses Maßes willen, müssen wir mutig bedenken, was wir wollen. Denn es erfordert Mut, sich selbst Grenzen zu ziehen, das Maß zu erkennen und unseren Willen sich bescheiden zu lassen, so daß wir dem, was wir wollen, sein eigenes Recht lassen können. Es ist der Mut zu denken, der uns dazu verhilft, das, was wir wollen, loszulassen; darauf zu verzichten, es zu besitzen.

Das ist Demut.

Sonntag, 6. Februar 2022

Betriebsebene des Lebens

Ich habe einen Text von Georg Reischel über die „Zelltheorie“ gelesen. Dabei ist mir ein weiterer Gedanke zu meiner These gekommen, daß die KI niemals an die Stelle des menschlichen Bewußtseins treten kann. Der Kern der Zelltheorie besteht im Prozeßcharakter der Ausdifferenzierung von Zellen im werdenden Organismus. Sie steuern die Entwicklung und verarbeiten dabei die Umweltdaten, also die zufälligen und wechselnden Kontexte innerhalb und außerhalb eines Organismusses. Man könnte die Zelle analog zur KI – auf irgendwas muß ja auch die KI laufen – als das Betriebssystem eines Organismusses bezeichnen.

Allerdings wissen wir von den digitalen Betriebssystemen, daß sie mit der Technikentwicklung nicht mithalten, also schnell veralten und durch neue Betriebssysteme ausgetauscht werden müssen, was ja auch Teil des Geschäfts ist, das die Anbieter mit ihnen machen. Die Zelle aber veraltet nicht. Sie wächst. Sie entwickelt sich mit dem wachsenden Organismus weiter. Und wenn man die mütterliche Linie nimmt, ist die Zelle sogar potentiell unsterblich. Denn die Mutter gibt ihre Zellen über die Eizelle, die ihr Organismus produziert, direkt an das Kind weiter. Der mütterliche Beitrag ist also eine vollständige Zelle, während der väterliche Beitrag nur aus einigen Chromosomen besteht.

Das Leben der Zelle reicht also über die Mutter weit in die Menschheitsgeschichte zurück, und es reicht, wenn wir es beim Kind mit einer Tochter zu tun haben, die wiederum die eine oder andere Eizelle an ihre Nachkommen weitergibt, weit über das Leben des einzelnen Organismusses hinaus in die Zukunft, wenn es diese für die Menschen auf diesem Planeten noch geben sollte.

In Goethes „Faust“ finden wir eine Stelle, in der der künstliche Homunkulus, der nur in einer Phiole existieren kann, zurück auf eine Reise durch die Zeit geschickt wird, weil er nur auf diese Weise, im Prozeß der Evolution, zum Menschen werden kann. Bewußtsein gibt es nur als eine Erscheinungsform des Lebens selbst.

Es gibt also auf der Betriebsebene der Organismen, im Zusammenspiel der Zellen, keine wechselnden Betriebssysteme: Windows XP (mein Lieblingsbetriebssystem) wird durch kein Windows 2007 etc. ersetzt. Es ist die Zelle selbst, die sich mit dem Organismus verändert, aus dem wiederum ein Bewußtsein hervorgeht, dessen Kapazität eng mit seiner Biologie verknüpft ist. Das Bewußtsein hat eine Tiefendimension, die wir das organische Unbewußte nennen können. Die Biologen haben in den letzten 20 Jahren ein Wort dafür gefunden: Epigenetik. Ich selbst fokussiere diese biologische Mitgift gerne auf den Begriff des Begehrens. Es bildet das Grundmotiv unserer Bewußtseinstätigkeit. Und es ist das, was der KI immer fehlen wird.

Freitag, 4. Februar 2022

Niemand und manche

Ich schaue mir seit einigen Tagen die Anhänge zu der Special Extendet DVD Edition vom „Herrn der Ringe“ an. Ein Gedanke geht mir durch den Kopf: Niemand ist „woke“; aber manche sind „wraith“.