„...letztlich ist der Mensch, als Folge oder Krönung der Evolution, nur in der Totalität der Erde begreifbar.“ (Leroi-Gourhan, Hand und Wort, S.22)

Freitag, 24. Januar 2020

Uneingelöste Schecks

Ich lese gerade von Denis Scheck „Schecks Kanon“ (1919), eine Liste von hundert Büchern, die man gelesen haben sollte. Denis Scheck löst alle seine Schecks ein: er rezensiert die Bücher nicht nur, er liest sie auch. Und: er liest die Bücher nicht nur, er rezensiert sie auch. Alles eingelöste Schecks. – Danke!

Doch leider passieren ihm auch Patzer. In seiner Besprechung von Voltaires „Philosophisches Wörterbuch“ schwärmt er von des Autors hellsichtiger Kritik an den Vorurteilen seiner Zeitgenossen, die sich noch heute aktuell auf Populisten und ihre blind Beifall gröhlende Anhängerschaft beziehen läßt, und von seinem unerschütterlichen Grundsatz, daß alle Menschen gleich sind. Nur am Schluß erwähnt Scheck in einem Satz, völlig isoliert vom Rest seiner Besprechung, gleich im unvermittelt folgenden Satz wieder in eine heroisierende Lobpreisung Voltaires wechselnd, daß dieser Mann ein ungebrochenes Verhältnis zum Geldverdienen gehabt habe und den Sklavenhandel nicht nur befürwortete, sondern auch davon profitierte.

Lieber Herr Scheck: ich bin der Meinung, daß der Gedanke an den Sklavenhändler Voltaire alles entwertet, was er an wie immer Bewundernswertem und Wirkmächtigem geschrieben haben mag. Für mich ist dieser Herr gestorben.

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