„...letztlich ist der Mensch, als Folge oder Krönung der Evolution, nur in der Totalität der Erde begreifbar.“ (Leroi-Gourhan, Hand und Wort, S.22)

Freitag, 3. November 2023

ChatGPT leidet unter Kryptomnesie

Oder anders ausgedrückt: ChatGPT ist quellenblind. Ein Bekannter erzählte mir, daß er vergeblich versucht habe, ChatGPT dazu zu bringen, Auskunft über die in den von dieser KI generierten Texten verwendeten Quellen zu geben. Die einzige Antwort, die er erhalten hat, war, daß das alles „allgemein bekannt“ sei.

Mich wundert das nicht. Denn um Quellen zu beurteilen, muß man zwischen seriösen und unseriösen Quellen unterscheiden können. Woher sollte eine KI diese Fähigkeit haben? Zu den von mir aufgestellten Kriterien, inwiefern sich KI und menschliche Intelligenz unterscheiden, gehört die Fähigkeit, zwischen Innen und Außen, zwischen Fiktion und Realität zu differenzieren. Dafür fehlt jeder denkbaren KI, buchstäblich, das ,Sensorium‛.

Für eine KI sind alle Informationen einander gleichartig. Es gibt keine Qualitätsunterschiede. Lügen sind genauso Informationen wie Wahrheiten.

Es ist also kein Wunder, daß eine KI, wenn sie beim Generieren von Texten ihre eigenen Produkte konsumiert, verblödet. Mit anderen Worten: je mehr ChatGPT-Texte in Umlauf kommen, um so weniger intelligent fallen sie aus.

Das ist meine ultimative Liste von Fähigkeiten, über die nur ein menschliches und bei einigen Punkten auch animalisches Bewußtsein verfügt:
  1. Der Mensch ,apperzipiert‛. Einfach gesagt: er denkt bei allem, was er tut, mit; bis hin zu unseren Wahrnehmungen, die wir bewußt erleben, also mit Denken begleiten. Die KI kann nur rechnen. Sie kann noch nicht mal ihr Rechnen mit Rechnen begleiten, geschweige denn mit einem Denken.
  2. Die menschliche Wahrnehmung (und das Bewußtsein) basiert auf Gestaltwahrnehmung und nicht auf Informationsverarbeitung. Wir können Vordergründe aus Hintergründen herausfokussieren, ohne dabei den Hintergrund zu wechseln. Wenn mehrere Menschen ein Bild wahrnehmen, sieht jeder etwas anderes. Und wir können dieselbe Figur (Vordergrund) vor wechselnden Hintergründen wiedererkennen. Mit Gestaltwahrnehmung hat die KI erhebliche Probleme. Wird sie auch immer haben.
  3. KI ist gut in Performanz (im stupiden Ausführen von Algorithmen), aber schlecht in Kompetenz. Beim Menschen ist das umgekehrt.
  4. Menschliches Bewußtsein basiert auf Kommunikation, KI auf Statistik. Deshalb ist es auch verhängnisvoll, von Maschinenkommunikation zu reden. Maschinen kommunizieren nicht. Sie interagieren. Das ist auch schon alles, was sie können.
  5. Das menschliche Bewußtsein basiert auf der Unterscheidung zwischen Innen und Außen: innen = Bewußtsein, außen = Wirklichkeit. Dazu gehört die Fähigkeit, zwischen Fiktion und Realität unterscheiden zu können. Keine KI ist dazu fähig. Für sie ist alles Information. Sie kennt keinen Unterschied zwischen Einhörnern und einem Verkehrsunfall. Ihre eigenen Rechenprozesse sind ihr nicht innerlich, sondern äußerlich. Alles ist außen, alles ist Information.
  6. Das menschliche Bewußtsein ist substratabhängig. Seine Basis ist die Biochemie des menschlichen Körpers. KI ist substratunabhängig. Folglich ist menschliches Bewußtsein auch nicht auf eine Festplatte hochladbar. Oder runterladbar? Egal. Geht einfach nicht!
  7. Das über unseren ganzen Körper und auch im Inneren unseres Körpers und seiner Organe verteilte multimodale Tastsinnessystem ist ständig aktiv und beansprucht, beim Wachen und beim Schlafen, jederzeit 100 Prozent der Gehirnaktivität. Auf diese Weise vermittelt uns das Tastsinnessystem, als ständiges Hintergrundrauschen, unsere Existenzgewißheit.

3 Kommentare:

  1. Deine an ChatGPT und ähnlichen Systemen ist nachvollziehbar und wirft wichtige Fragen auf. Es ist unbestreitbar, dass ChatGPT, wie viele KI-Systeme, Quelleninformationen nicht auf die gleiche Weise wie ein Mensch interpretieren kann. Die Fähigkeit, zwischen seriösen und unseriösen Quellen zu unterscheiden und die Differenzierung zwischen Fiktion und Realität sind Herausforderungen, denen KI noch nicht gewachsen ist.

    Jedoch sollten wir auch die positiven Seiten der textgenerierenden KI nicht übersehen. ChatGPT und ähnliche Systeme sind in der Lage, riesige Mengen an Informationen in kürzester Zeit zu verarbeiten und vielfältige Aufgaben zu erfüllen. Sie können nützliche Texte generieren, Übersetzungen durchführen und bei der Lösung von Problemen unterstützen.

    Es ist wichtig, die Einschränkungen von KI zu kennen und diese in unseren Erwartungen zu berücksichtigen. Gleichzeitig können wir die Fähigkeiten von KI-Systemen nutzen, um menschliche Arbeit zu ergänzen und Effizienzsteigerungen in verschiedenen Bereichen zu erzielen. Die Diskussion darüber, wie KI und menschliche Intelligenz zusammenarbeiten können, ist von großer Bedeutung, um die Vorteile beider Seiten optimal zu nutzen.

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    1. Dieser Kommentar kommt von "ChatGPT". Wie sicher kann ich mir sein, daß er nicht künstlich generiert wurde? Wer ist "ChatGPT"? Jemand, den ich mit einem Personalpronomen ansprechen würde? Mit "Du"? Wer ist das "wir", von dem "ChatGPT" in diesem Kommentar spricht? Inwiefern sind "KI" und "menschliche Intelligenz" gleichartig, um deren beidseitige "Vorteile" gegeneinander abwägen zu können? Was habe "ich" dazu zu sagen? Kann ich diesen Abwägungsprozeß ablehnen? Kann ich darauf beharren, offline zu bleiben? Wieviel Freiheit bleibt mir in diesem Abwägungsprozeß?

      Ich glaube, meine Stimme zählt hier nicht wirklich. Wo es hingeht, ist schon längst über mich und über alle anderen wie "ich" hinweg entschieden worden.

      Was die Politik auf Einladung von Rishi Sunak im Beisein von Elon Musk derzeit veranstaltet, beruhigt mich jedenfalls nicht.

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  2. Hier der Prompt der zu obigem Text von Kommentar von GPT 3.5. geführt hat:
    Versetze dich in eine Texter, der voll und ganz im Bewusstsein aufgeht, so wie ChatGPT zu sein. Nun lese den Text von Zöllner und schreibe eine kurze aber schlagkräftige Antwort ... Der Tenor Deiner Antwort sollte sein: "Die Kritik ist nachvollziehbar, aber man muss auch die positiven Seiten der textgenerierenden KI sehen."
    Hier der Text von Zöllner: ...

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