„...letztlich ist der Mensch, als Folge oder Krönung der Evolution, nur in der Totalität der Erde begreifbar.“ (Leroi-Gourhan, Hand und Wort, S.22)

Samstag, 25. November 2023

Verzicht auf Bösewichter

In seinem Nachwort zu „Der Weg der Wünsche“ (2023) erörtert Patrick Rothfuss die Rolle von ausgemachten Bösewichtern in Fantasyromanen und kommt dabei auf ein Grundprinzip seiner eigenen Romane zu sprechen. Er verzichtet auf von Grund auf schlechte Protagonisten und will so zeigen, daß es Spannung auch ohne Feindseligkeit geben kann.

Zu der Liste von Schrecknissen, auf die er bislang verzichtet habe ‒ Schwertkämpfe, Koboldarmeen und Apokalypsen ‒, kommt auch noch Folgendes: „Niemand zerstörte irgendetwas in einem Vulkan und vernichtete damit die gesamte Magie, so dass die Elben auf ewig so traurig waren, dass sie für alle Zeit aus dieser Welt abhauten.“ (Rothfuss 2023, S.211)

Das ist eigentlich eine recht gute Zusammenfassung vom „Herrn der Ringe“.

Tatsächlich kommen in „Der Weg der Wünsche“ drei Anwärter auf das Prädikat „böse“ vor: Jessom, Rike und der verrückte Martin. Von diesen drei Anwärtern ist aber nur einer richtig böse. Jessom verprügelt regelmäßig seinen Sohn. Jemand, der das tut, kann einfach nicht gut sein!

Rothfuss’ Philosophie unterscheidet sich von der von Erich Kästner. In einem seiner Kinderbücher schreibt Kästner über einen Jungen, einen richtigen Widerling, daß es Kinder gebe, die von Anfang an schlecht seien und sich dann auch nicht mehr ändern. Sie seien wie Fernrohre, die man auseinanderziehen kann. Sie würden zwar immer länger, blieben aber immer ein Fernrohr.

Gut, daß es Autoren wie Patrick Rothfuss gibt.

3 Kommentare:

  1. Satz=“Niemand zerstörte irgendetwas in einem Vulkan und vernichtete damit die gesamte Magie“
    Verwirrung entsteht in diesem Satz durch die Verwendung der Negation "niemand" in Kombination mit der Konjunktion "und", die eine kausale Beziehung impliziert.
    Im Satz "Niemand zerstörte irgendetwas in einem Vulkan und vernichtete damit die gesamte Magie" wird die Handlung des Zerstörens verneint, aber dann wird eine Folge dieser nicht stattgefundenen Handlung angegeben, was zu einer logischen Inkonsistenz führt.
    Eine Möglichkeit, den Satz zu korrigieren, könnte sein, die Verneinung auf die gesamte Aussage auszudehnen und die kausale Beziehung zu klären. Zum Beispiel: "Es ist nicht der Fall, dass jemand etwas in einem Vulkan zerstörte und damit die gesamte Magie vernichtete."
    In dieser überarbeiteten Version wird klar, dass die gesamte Aussage - sowohl die Handlung des Zerstörens als auch die daraus resultierende Vernichtung der Magie - verneint wird.

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  2. Ich habe nochmal drüber nachgedacht. „Niemand“ ist ja nicht einfach nur irgendeine logische Verneinung. Es steht vielmehr für die Verneinung von jeder denkbaren Person überhaupt. Damit nimmt das Wort selbst im Satzzusammenhang die Position einer Person ein und bildet damit das Satzsubjekt. Das „und“ setzt also nur den Satz fort, der schon von dem „Niemand“ eingeleitet wurde, so daß hinter dem „und“ dieses Satzsubjekt nicht nochmal wiederholt werden muß.

    Wäre es nicht so, hätten damals die Zyklopen das von Polyphem hinausgeschriene „Niemand“ nicht mit einer Person verwechseln können.

    Es gibt also keine Logikprobleme. Der Satz ist völlig in Ordnung.

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    1. Mein Fehler: Nicht die anderen Zyklopen, sondern Polyphem hat das „Niemand“ mit einer Person, nämlich Odysseus, verwechselt.

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