„...letztlich ist der Mensch, als Folge oder Krönung der Evolution, nur in der Totalität der Erde begreifbar.“ (Leroi-Gourhan, Hand und Wort, S.22)

Sonntag, 15. Mai 2022

Die Erde

Ich habe in den vergangenen Wochen mehrmals auf Wörter hingewiesen, die zu groß sind, um wahr zu sein. Damit meinte ich Wörter wie die ‚Russen‘ oder die ‚Ukraine‘. Insbesondere meinte ich damit so ein Wort wie ‚Volk‘. Es gibt nur Menschen, die als Bürger oder Untertanen – je nach Perspektive – in unterschiedlichen Staaten leben. Deshalb ist mir auch das Wort ‚Menschheit‘, wenn es die Gattung bezeichnen soll, zu groß. Ich ziehe es vor, von Menschen zu reden.

Aber tatsächlich gibt es auch Wörter, die so groß sind, daß wir sie ständig verkleinern müssen, um sie unserem beschränkten Horizont einordnen zu können. Zu diesen Wörtern gehört ‚Erde‘. Seit Jahrhunderten verstehen wir die Erde als Rohstoffquelle, die der Mensch ausbeuten darf. Und im 20. Jhdt. kam mit der Science Fiction die Vorstellung auf, daß man die Erde eigentlich gar nicht brauche und daß man auch ganz gut woanders leben könne. Inzwischen gibt es Leute, die ernsthaft glauben, der kollabierenden Erde entkommen zu können, indem sie beispielsweise den Mars kolonisieren.

Die Erde ist definitiv ein Wort, das wir uns gar nicht groß genug denken können. Das Volk aber ist, egal wie wir es auszudifferenzieren versuchen, immer zu groß, um wahr zu sein.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen