„...letztlich ist der Mensch, als Folge oder Krönung der Evolution, nur in der Totalität der Erde begreifbar.“ (Leroi-Gourhan, Hand und Wort, S.22)

Samstag, 7. Januar 2023

Ich=Du-Universalismus

Solidarität und Gesellschaft müssen neu gedacht werden. Sie müssen vom Individuum her gedacht werden. Das individuelle Gewissen ist die Quelle der Moral. Individuelle Beziehungen sind die Lebensadern der Gesellschaft; social media ist ihr Tod.

Deshalb ist das Individuum in Beziehung, für die die Formel Ich=Du gilt, die Quelle der Solidarität. Die Anerkennung des Du richtet sich nicht auf die Gruppe, für die die Formel Wir≠Ihr gilt, sondern auf den anderen Menschen, dem wir begegnen. Diese Begegnung bildet eine auf Zweiheit basierende Sozialform und schließt gerade deshalb niemand aus; denn die Begegnung geschieht jenseits der Gruppe.

Das heißt nicht, daß uns das Du, der andere Mensch, der ist wie Ich, nicht auch innerhalb der Gruppe begegnen kann. Aber er kann uns innerhalb der Gruppe nur jenseits der Gruppe begegnen, also jenseits des Wir≠Ihr.

Die Solidarität, die sich aus der Begegnung speist, transzendiert die Gruppe, was wiederum bedeutet, daß sie die Gruppe humanisiert. So entsteht auch die Idee der Menschheit nicht aus einer Ausdehnung der Gruppe auf alle Menschen, weil das die Formel Wir≠Ihr nicht aufhebt, sondern aus der Begegnung, die auf Ich=Du basiert. Es kann nämlich durchaus dazu kommen, daß, auch wenn es außerhalb der universellen Gruppe keine anderen Gruppen-Wirs mehr gibt, im Dienste des Gruppen-Wir innerhalb der universellen Gruppe exkludiert wird. Oder es werden die Tiere exkludiert, weil sie keine Menschen sind. So bleibt es beim Wir≠Ihr.

Ich=Du ist der wahre Universalismus.

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