„...letztlich ist der Mensch, als Folge oder Krönung der Evolution, nur in der Totalität der Erde begreifbar.“ (Leroi-Gourhan, Hand und Wort, S.22)

Freitag, 20. Januar 2023

„Aber die Wahrheit ist ...“

Der heutige Ausgabe von „Lanz & Precht“ ist für mich wiedermal sehr ärgerlich. Lanz beschwert sich, nicht zum erstenmal, über den Pessimismus, den Katastrophismus der Deutschen angesichts der Klimakrise. „Aber die Wahrheit ist“ – eine von Lanzens geliebten, immer wieder gebrauchten Redewendungen –, daß der technische Fortschritt doch auch so viel Gutes gebracht habe. Von Precht zunächst unterstützt verweist Lanz auf die höhere Lebenserwartung, die großartigen Leistungen der Landwirtschaft, die eine immer größere Weltbevölkerung ernährt etc. Da wären doch solche Probleme wie die Vernichtung von Böden, ich gebrauche jetzt mal meine Worte, Pipifax.

Ähnlich argumentiert Lanz immer in seiner Gesprächsrunde, wenn er mit Klimaaktivistinnen diskutiert.

Es fällt offensichtlich kaum jemandem auf, daß weder Optimismus noch Pessimismus etwas mit Urteilskraft zu tun haben, und die historisch einzigartige Krisendimension wird als Teil der üblichen, wiederkehrenden Krisen verniedlicht. Denn, darin sind sich Lanz und Precht einig, schließlich ist es ja bislang nach jeder Krise wieder bergauf gegangen.

Aber Precht zuehren muß ich zugestehen, daß er Lanz in seinem Optimismusüberschwang auch ausbremst.

Ich mochte eigentlich immer, wie Lanz seine Gesprächsrunden moderiert. Ich halte ihn für redlich. Und er ist hartnäckig. Aber eine besondere Geistesgröße ist er nicht. Was z.B. bei ihm von der Lektüre von Ulrike Herrmanns Buch hängengeblieben ist, sind nur die Anekdoten, die Herrmann zur Veranschaulichung ihrer These zum Ende des Kapitalismusses dienen. Von der These selbst hat er nichts verstanden. Als Precht ihn in einem früheren Gespräch fragte, ob Ulrike Herrmann denn auch Lösungen vorschlage, verneinte er das, was schlichtweg falsch ist. Entsprechend lag auch Prechts auf Lanzens Infos basierendes Urteil über ihr Buch daneben.

Was folgt daraus? Bücher, vor allem die wichtigen, immer schön selbst lesen!

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