„...letztlich ist der Mensch, als Folge oder Krönung der Evolution, nur in der Totalität der Erde begreifbar.“ (Leroi-Gourhan, Hand und Wort, S.22)

Dienstag, 17. März 2020

Corono-Virus und Digitalisierung

Im Deutschlandfunk hörte ich eine Sendung über Luxemburg. Das kleine Land investiert in eine Weltraumtechnologie, um Rohstoffe, die auf der Erde knapp geworden sind, auf dem Mond und auf Asteroiden abzubauen. Die Vernichtung der irdischen Ressourcen soll also für einen weiterhin ungebremst expandierenden Kapitalismus auf den Weltraum ausgedehnt werden. Bislang hatte ich davon nur in Büchern gelesen. Die Unternehmen – für Star-Trek-Fans: Enterprises – beginnen also allen Ernstes, gefördert von der Regierung von Luxemburg, die dafür nötigen Technologien zu entwickeln. Anstatt alle unsere intellektuellen und kreativen Potentiale auf die Einrichtung einer globalen und regionalen Kreislaufwirtschaft zu richten, geht es wiedermal nur darum, das ständige Wachstum von Profit und Konsum auch für die Zukunft sicherzustellen.

We go to outer space, to save the human race. Aber wie sich aktuell zeigt: ein Virus stellt scheinbar alle Versprechen, die diese Zukunft betreffen, in Frage. Bevor die Flucht in den Weltraum beginnen kann, kollabieren die Globalisierung und alle mit ihr verbundenen Gewißheiten. Der Weltbürger wird in häusliche Quarantäne geschickt.

Was für ein Mensch wird aus dieser Quarantäne hervorgehen? Wird er noch Bargeld in die Hand nehmen wollen? Wird e-learning den Lehrer ersetzen? Wird der Einzelhandel durch die Krise endgültig marginalisiert und Amazon sich als großer Gewinner erweisen? Wird menschliche Nähe künftig durch anderthalb Meter Abstand und durch digitale Kommunikation definiert?

Stellt der Virus also tatsächlich alles in Frage? Ich bin nicht sicher. Es ist seltsam, daß dieser Virus den technologischen Prozeß bestätigt, so als gäbe es zwischen beidem eine klammheimliche Sympathie.

4 Kommentare:

  1. Corona Revolution – schleichende Umzüge

    wo war er vorher
    woraus ist er geworden
    was hat ihn gezeugt
    was hat ihn hervorgelockt
    welche grammatik nutzt er
    was schickt er ins verbergen
    was spiegelt er
    als was stellen wir in hin
    was lesen wir aus ihm
    wie antworten wir ihm
    wie kommen wir mit ihm ins gespräch
    welche theaterkategorie läßt er enstehen
    welche rhetorischen figuren gestalten wir aus ihm
    wofür ist er ausdruck wofür indiz
    worauf können wir mit oder gegen ihn schließen
    lesen oder hören wir von ihm ist er vieles
    infiziert er uns ist er das was er ist
    er streicht ausflüge in die frivolität
    er reformiert mißtrauensgebiete
    er bricht in kontexte ein und verschiebt situationen
    er macht manche zu gewinnern andere zu verlierern
    er zwingt uns lektionen auf schließt aber bildungseinrichtungen
    er ist weder exklusiv noch national
    er ist eine herausforderung für gläubige und ungläubige:
    nicht alles, was existiert, erscheint auch
    er erscheint in körpern aber zeigt es auch etwas außerhalb der körper
    er rüttelt am leben macht atembare luft dubios
    er erzwingt raumfahrtähnliches leben
    er scheint alles zu verschlucken, was uns sonst beschäftigt
    er zeichnet die welt ohne dauerhafte bindungen und nähe neu aus
    er zwingt uns zu niegedachten niegewagten experimenten
    etwas was dazu gehören will wie ein ungewolltes kind
    lehrt eine andere Art von Krieg gegen einen unsichtbaren gegner
    feiert eine olympiade der ängste im weltstadion

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  2. :-)) Ich wollte Sie mit Ihrem "zweifelndem" sechsten Gedanken nicht alleine lassen..

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