„...letztlich ist der Mensch, als Folge oder Krönung der Evolution, nur in der Totalität der Erde begreifbar.“ (Leroi-Gourhan, Hand und Wort, S.22)

Dienstag, 10. September 2024

Das dritte Du in Martin Bubers Dialogischem Prinzip

1. Vorweg: methodische Probleme
2. Das ewige Du
3. die Liebe und das Konkrete
4. ,Ich‛ sagen
5. Gemeinschaft und Kollektivität
6. Kritik der Mystik

Im Nachtrag zu meiner Auseinandersetzung mit Ludger Lütkehaus in meinem Blogpost vom 07.03.2024 habe ich angekündigt, daß ich mich zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal mit Martin Buber befassen wolle. Dieser Zeitpunkt ist jetzt gekommen.

Vorweg möchte ich festhalten, daß Bubers Fundierung der zweiteiligen Ich/Du-Struktur in einem dritten, diese Struktur begründenden Prinzip, dem „ewigen Du“, meine Auseinandersetzung mit ihm erheblich erschwert. Es gibt kaum einen Satz oder Textausschnitt, der in einem ersten Teil fundamentale Aussagen zur Wechselbeziehung von Ich und Du enthält, ohne dann unmittelbar im zweiten Teil des selben Satzes bzw. Textausschnitts auf dieses nach meiner Zählung ,dritte‛ Du zu sprechen zu kommen. ,Drittes‛ deshalb, weil ja auch das Ich ein Du ist, nämlich für das Du, das wiederum, für sich, ein Ich ist. Wir haben es also schon in der zweiteiligen Ich/Du-Struktur mit zwei Dus zu tun.

Indem Buber dem noch ein drittes Du hinzufügt, das er meist als ,ewiges‛ Du bezeichnet und immer wieder mit Gott gleichsetzt, wird die eigentliche Wechselbeziehung von Ich und Du durch metaphysische und spirituelle Mystifizierung aufgehoben und negiert. In meiner Auseinandersetzung mit Buber führt das dazu, daß ich, um auf den Punkt zu kommen, immer wieder gezwungen bin, Bruchstücke von Sätzen und Textausschnitten zu zitieren, in denen ich den Teil verwende, um den es mir gerade geht, und den anderen weglasse, um mich dann womöglich an passender anderer Stelle auf diesen zunächst weggelassenen Teil zu beziehen.

Es ist ein seltenes Glück für mich, gelegentlich einen vollständigen Satz von Buber zitieren zu können, dem ich vorbehaltlos zustimmen kann.

Die von mir benutzte, 1984 erschienene Ausgabe von „Das Dialogische Prinzip“ besteht aus verschiedenen, zu unterschiedlichen Zeiten publizierten Texten. Ich nenne deshalb immer die Jahreszahl der jeweiligen Erstveröffentlichung des Textes, dem ich ein Zitat entnehme, zusammen mit der Jahreszahl der Gesamtausgabe von 1984: „Ich und Du“ (1923/1984); „Nachwort vom Oktober 1957“ (1957/1984); „Zwiesprache“ (1929/1984); „Die Frage an den Einzelnen“ (1936/1984); „Elemente des Zwischenmenschlichen“ (1953/1984)

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