„...letztlich ist der Mensch, als Folge oder Krönung der Evolution, nur in der Totalität der Erde begreifbar.“ (Leroi-Gourhan, Hand und Wort, S.22)

Sonntag, 20. November 2022

Lanz ein Klimaleugner? – Nein, aber ...

Im letzten Podcast von Lanz & Precht bemitleideten sich Markus Lanz und Richard David Precht gegenseitig, wie ihnen das, was sie sagen, immer gegen sie ausgelegt wird, indem Sätze aus dem Zusammenhang gerissen werden. Bei Markus Lanz war es sein Verhalten gegenüber der Letzte-Generation-Vertreterin Carla Rochel, in seiner Gesprächsrunde vor elf Tagen. Lanz erklärte seine Motive damit, daß ihm die sehr sympathische junge Frau leid getan habe, weil sie so eine negative Einstellung zur Zukunft habe. Er wollte ihr sozusagen eine etwas erfreulichere Weltsicht vermitteln, um ihr Mut zu machen.

Was tat Lanz also? – Er leugnete, daß 2 Grad mehr oder sogar 4 Grad mehr ein Problem seien für die Menschheit. Denn die Menschen würden sich schon anpassen. Das hätten sie schon immer getan. Und die Technik würde tolle Dinge erfinden, die uns das ermöglichen. Zum Beispiel Israel. Das sei eine Wüste. Kein Trinkwasser. Aber in Israel würde mit Hilfe der Technik Trinkwasser aus dem Abwasser gewonnen. Großartig sei das! In diesem Tonfall ging das weiter.

Kurz gesagt: Lanz machte den optimistischen, zugewandten väterlichen Freund, um das traurige kleine Mädchen aufzumuntern. Precht gegenüber gestand er sogar, daß er sie gern gefragt hätte, ob sie Kinder kriegen wolle, sich aber nicht getraut habe.

Hätte Lanz diese Frage gestellt, hätte er sich eindeutig im Ton vergriffen. Dennoch offenbart sein Eingeständnis die ganze Fragwürdigkeit seiner Haltung Frau Rochel gegenüber.

Nein, Lanz ist kein Klimaleugner. Aber mit den Daten der Klimaerwärmung herumzujonglieren und so zu tun, als wäre das alles kein Problem, ist nicht besser, denn im Endeffekt läuft das auf das gleiche hinaus: Hände in den Schoß legen und Politik und Ingenieure machen lassen. Wir sind alle in guten Händen.

Es ist so leicht, sich damit zu entschuldigen, was man gesagt habe, sei aus dem Zusammenhang gerissen worden. Denn es ist nicht das Problem, daß man Lanz nicht richtig zugehört hätte! Umgekehrt ist das Problem: Lanz hat sich selbst nicht richtig zugehört. Er sollte sich seine Sendung noch mal vornehmen und nachrecherchieren, was er wirklich gesagt hat, anstatt sich zu wundern, wie sehr man ihn mißverstanden hat. Israel ist also ein Wüstenstaat? Und Israel kommt trotzdem klar? Muß ich jetzt also daraus folgern, daß wir ruhig damit weitermachen können, auch noch den ganzen Planeten in eine Wüste zu verwandeln?

Nur einen Schritt weiter und wir sind bei Elon Musk: der schwört schon länger auf die tolle Technik und geht mit der Vision hausieren, zum Mars auszuwandern. Natürlich ist auch der Mars eine Wüste. Die Logik dieser Idee ist also etwas verquer. Aber macht nichts. Vielleicht haben wir ihm ja nur nicht richtig zugehört.

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