„...letztlich ist der Mensch, als Folge oder Krönung der Evolution, nur in der Totalität der Erde begreifbar.“ (Leroi-Gourhan, Hand und Wort, S.22)

Samstag, 30. Juli 2022

Weltsprache Kunst: Entwicklungsebenen und das Individuum

Crista Sütterlin/Irenäus Eibl-Eibesfeld, Weltsprache Kunst: zur Natur- und Kunstgeschichte bildlicher Kommunikation“ (2007)

Im Untertitel heben cs/iee nur zwei Entwicklungsebenen hervor, aus denen sie die Kunst hervorgehen lassen: die Entwicklungsebene der Naturgeschichte, für die Irenäus Eibl-Eibesfeld zuständig ist, und die Entwicklungsebene der Kunstgeschichte, für die Christa Sütterlin zuständig ist. Über weite Strecken des Buches hinweg ist von einer weiteren Entwicklungsebene, wie ich sie als dritte für den Menschen in Anspruch nehme, nicht die Rede. Dabei läßt sich gerade beim Thema Kunst das Individuelle nicht wegdenken. Zumeist ordnen cs/iee es dann der kulturellen Ebene zu, zu der ja auch die Kunstgeschichte gehört.

Dabei kommen cs/iee aber zu einer anderen Zählung. Sie spalten die naturgeschichtliche Ebene noch einmal in zwei verschiedene Entwicklungsebenen auf: in die „basal-physiologische“ und in die „artspezifische“ Ebene, als zwei Ebenen, die ich als biologische Entwicklungsebene zusammenfasse. Folglich bezeichnen sie die „kulturspezifisch-ethnisch(e)“ Ebene als dritte Entwicklungsebene und deuten an dieser Stelle an, daß es noch eine „vierte Ebene“ gebe. (Vgl. „Weltsprache Kunst“ (2007), S.162) Diese vierte Ebene kennzeichnen sie an anderer Stelle genauer als die „Biographische“ und meinen damit das Individuum (vgl. „Weltsprache Kunst“ (2007), S.184), in meiner Zählung also die dritte Entwicklungsebene. Diese Entwicklungsebene wird dann im Abschnitt „Zur innovativen Potenz in der Kunst“ detaillierter ausgeführt. (Vgl. „Weltsprache Kunst“ (2007), S.233ff.) Ich will im weiteren nur von drei Entwicklungsebenen sprechen, weil ich nicht sehe, welchen Erkenntniswert es hat, die biologische Ebene noch mal in zwei verschiedene Ebenen aufzuteilen.

Im Kapitel „Über das Schöne“ (vgl. „Weltsprache Kunst“ (2007), S.70ff.), das von Christa Sütterlin allein verantwortet wird, fragt sie, wie „das Schöne und seine Erkenntnis in die Wahrnehmung“ kommt. (Vgl. „Weltsprache Kunst“ (2007), S.104) Bei der Beantwortung dieser Frage folgt sie den Spuren von Platon, Aristoteles, dem Mittelalter, der Renaissance, Kant, Hegel und der modernen Wissenschaft des 20. Jhdts. mit ihren neurophysiologischen, psychologischen und ethnologischen Modellen. Die Wissenschaftlichkeit der letzten drei genannten Disziplinen verleitet sie dazu, von den drei Entwicklungslinien, die zusammen einen Menschen ausmachen, die individuelle (biographische) gegenüber Biologie und Kultur als bloß „personenbezogene() Psychologie“ abzuwerten: „Gerade die Dimension einer rein personenbezogenen Psychologie sollte durch Erforschung der neuropsychologischen Abläufe und ethologischen Modelle verhindert werden (). Die Referenzbasis, auf welcher Kommunikation – auch über das Schöne – stattfinden kann, ist über weite Strecken eine phylogenetische und kann durch biographisches Wissen allen nicht abgedeckt werden.“ („Weltsprache Kunst“ (2007), S.118)

So kommt es dazu, daß Sütterlin den Menschen auf die Antithese eines (biologisch evolvierten) Gehirns einerseits und von Kultur und Gesellschaft andererseits reduziert: „Kultur und Gesellschaft bestimmen, was wir wirklich ‚sehen‘; die Medienwissenschaften gehen hier nur einen Schritt weiter. Dies stellt noch einmal die Antithese zu einem naturwissenschaftlichen Ansatz her, wie ihn die Neurobiologie vertritt: Es ist unsere Wahrnehmung, welche Vorgaben dafür macht, wie wir Wirklichkeit und Kunst wahrnehmen. Und hinter jeder Wahrnehmung steckt ein evolutionär gewachsenes Gehirn, das es uns erlaubt, die Welt als (zumindest teilweise) gemeinsame zu verschlüsseln – und zu entschlüsseln. Die Zeichen macht der Mensch.“ („Weltsprache Kunst“ (2007), S.120)

Das Individuum in seiner „innovativen Potenz“ wird hier völlig ausgeblendet. Und von den beiden anderen Entwicklungsebenen, Biologie und Kultur/Gesellschaft ist vor allem das Gehirn, also die Biologie, der Garant dafür, daß die Menschen miteinander kommunizieren können. Der „Mensch“, der die „Zeichen macht“, ist dieses „Gehirn“, das kraft seiner evolutionären Verfaßtheit die Entschlüsselbarkeit der Zeichen sicherstellt.

Dabei wäre Sütterlin mit einer Gestaltwahrnehmung, die sich nicht auf Informationsverarbeitung beschränkt, schon auf dem Weg zur Beantwortung ihrer Frage gewesen, wie das Schöne in die Wahrnehmung kommt (vgl. „Weltsprache Kunst“ (2007), S.117f.); und zwar als Aufwertung der subjektiven, persönlichen, biographisch geprägten, eben individuellen Wahrnehmung. Die Gestalt als ein aus einem Hintergrund herausgehobenes Ganzes von Teilen, läßt sich nicht ohne Verlust vom singulären Körper lösen und einer zählbaren Menge von gleichartigen Gestalten zuordnen, der man dann wieder als Durchschnittswert das Schöne entnehmen kann. Das Individuelle ist nicht das Ergebnis einer statistischen Streuung. Die Frage, wie das Schöne in die Wahrnehmung kommt, ist die Frage nach der „innovativen Potenz“ des Individuums und seiner Wahrnehmungen.

Zu Recht wirft Sütterlin der auf Informationsverarbeitung und Kybernetik fixierten Gestaltpsychologie vor, „das Sehen“ seiner „semantischen Potenz“ zu berauben. (Vgl. „Weltsprache Kunst“ (2007), S.118) Letztlich ist diese Fähigkeit, Bedeutung zu stiften, die Kernkompetenz des Individuums und seiner „innovativen Potenz“. Semantische Kompetenz, also die Fähigkeit, den Wahrnehmungen Bedeutung zu verleihen, hat nur das Individuum; das Individuum, das von Sütterlin als abhängiges Moment von „Kultur und Gesellschaft“ in den Blick genommen wird und dabei immer wieder unter die Räder einer über es hinwegrollenden Medienwelt gerät: „Was wir in der Wirklichkeit wie in Kunst und Medien erleben, ist in einer Weise durch Bilder und ‚Zeichen‘ vermittelt, dass wir an die Inhalte, die jene bedeuten könnten, gar nicht mehr herankommen. ... Alles ist Bild – die Referenz (der Gegenstand – DZ) ist daraus geschwunden. Es sind die Kunst und die Medien, welche Vorgaben machen dafür, wie wir Wirklichkeit wahrnehmen.“ („Weltsprache Kunst“ (2007), S.120) – Das Individuum wird in dieser Passage gar nicht mehr erwähnt, so ohnmächtig ist es.

Sütterlin führt also in ihrem Kapitel „Über das Schöne“ die semantische Potenz nicht auf die individuelle Expressivität zurück, sondern auf die gesellschaftliche Vermittlungskomplexität einer Zeichen- und Medienwelt. Trotzdem kommt Sütterlin am Ende des Kapitels zu einer, wenn auch zunächst nur impliziten, Würdigung des Individuums, die sie mit der Kritik an einer Auflösung des künstlerischen Anspruchs ins Alltägliche, Performative oder ‚Realistische‘ verbindet: „Kunst ist Setzung, ein offenes Bekenntnis, dass alle Darstellung selektiv ist, eine formale Beschränkung des Inhalts auf ausgewählte Aspekte – und damit Fiktion (). Das Wissen darum ist trivial. Die Tatsache aber, dass sie deklariert wird, ist ein Akt der Verständigung. Auch über den Modus. Subjektivität war eine Eigenschaft, welche die Kunst nie geleugnet hat. Darum war sie glaubwürdig. Wenn Bestrebungen der modernen Kunst an dieser Deklaration rütteln, indem sie das Manifest der Fiktion – den Rahmen, das Werk – eliminieren wollen, tragen sie zur Verschleierung bei. Es wird einem alten, naiven Verständnis von ‚Realismus‘ Vorschub geleistet, der da meint, es gäbe eine Wirklichkeit jenseits der Wahrnehmung. Denn nicht erst die ästhetische Wahrnehmung ist selektiv, sondern unsere ganz alltägliche, wie wir inzwischen wissen (). Aber in einer Weise, die Kommunikation – auch über Bilder – erlaubt.“ („Weltsprache Kunst“ (2007), S.121)

Wenn Kunst also ein „offenes Bekenntnis“ ist, dann haben wir auch das Individuum mit seinem ganzen Potenzial im Spiel. „Subjektivität“ ist keine Eigenschaft von Kultur, Gesellschaft und Medien. Da haben wir es bloß mit Inter-Subjektivität zu tun. Subjektiv sind nur die Individuen. Dennoch gehe ich davon aus, daß die Individuen mit ihrer Subjektivität die Voraussetzung für Inter-Subjektivität, also für Verständigung und Kommunikation bilden. Immerhin: allmählich nähern sich cs/iee diesem Aspekt des sich auf seinen durch ihre unterschiedliche Zeitlichkeit gekennzeichneten Ebenen entwickelnden Menschen.

Nach den beiden biologischen und kulturellen Ebenen, denen sich cs/iee bisher hauptsächlich gewidmet haben, kommen sie endlich zu der Ebene, die sie die vierte nennen und die sie bisher ausgespart haben: „Es gibt über d(er) kulturspezifische(n) Form der Codierung noch eine weitere, sozusagen vierte Ebene, die wir hier die individuelle, gewissermaßen ‚biographische‘ nennen wollen.“ („Weltsprache Kunst“ (2007), S.233)

Allerdings dringen cs/iee trotz dieser Anerkennung des Individuellen noch nicht wirklich bis zum Phänomen der Individuierung vor, das zum einen in der Konfrontation mit den Ebenen von Biologie und Kultur und zum anderen in der Semantisierung, also in der Bedeutungsstiftung besteht. Stattdessen reduzieren sie es auch hier noch einmal auf eine Form von Nachrichtentechnik: sein Zweck liegt in der prekären, mal erfolgreichen, mal scheiternden Informationsübermittlung. (Vgl. „Weltsprache Kunst“ (2007), S.235f.)

Ansonsten schwankt das bloße, sich selbst genügende Individuelle, so cs/iee, zwischen der völligen Beliebigkeit der individuellen Rezeption und der völligen Beliebigkeit der individuellen Produktion von Kunstwerken. (Vgl. „Weltsprache Kunst“ (2007), S.234) Sie unterstellen damit, daß alles bloß Individuelle nicht kommunizierbar ist: „Wer kann letztlich sagen, was der Künstler alles ausdrücken wollte ()?“ („Weltsprache Kunst“ (2007), S.234)

Letztlich artikuliert sich darin das völlige Unverständnis von cs/iee für den Zusammenhang von Individualität und Sprache. Nicht die gelungene Informationsvermittlung begründet Kommunikation, sondern ihr partielles Scheitern, das uns immer wieder antreibt, aufs Neue das Gespräch zu suchen. Aus diesem expressiven Motiv wächst unseren Wörtern Bedeutung zu. Allzeit gelingende Kommunikation führt zu einem schnellen Ende jeden Gesprächs. Und nicht nur das: allzeit gelingende Kommunikation wird bedeutungslos. Sie begnügt sich mit der Mitteilung von Informationen.

Diese Fixierung auf universelle Mitteilbarkeit wirkt sich auch auf das Konzept des Schönen aus, mit dem sich cs/iee in ihrem Buch auseinandersetzen. In dem Kapitel zu den phylogenetischen und kulturellen Programmierungen des menschlichen Verhaltens (vgl. „Weltsprache Kunst“ (2007), S.125ff.) schlußfolgert Eibl-Eibesfeld aus der Vermutung, daß das menschliche Erkenntnisvermögen nur in dem Sinne apriorisch sei, als es phylogenetisches Wissen beinhaltet, daß die Wahrnehmung des Schönen universell sei: „Unsere Wahrnehmung bewertet – wie der Kulturvergleich lehrt – nicht allein nach kulturellen und individuellen Kriterien, sondern auch in universell verbindlicher Weise. Das Schöne ist demnach als spezifisch menschliche Anpassung unseres Wahrnehmungsapparates existent. Er wurde darauf selektiert, Lebensförderndes in verschiedenen funktionellen Zusammenhängen als schön und positiv und das zu Meidende als hässlich und negativ zu werten.“ (Vgl. „Weltsprache Kunst“ (2007), S.125 und 126)

Mit dieser Reduktion des Schönen auf eine phylogenetisch stabilisierte, universelle Anpassung unseres Wahrnehmungsapparates habe ich meine Probleme. Sie bezieht sich vor allem auch auf ‚schöne‘ Menschen. An mir selbst erlebe ich, daß meine Wahrnehmung von schönen Menschen höchst individuell und immer wieder im Konflikt mit Mainstream-Auffassungen ist. Was im Kulturvergleich als schön wahrgenommen wird, auch da möchte ich Eibl-Eibesfeld widersprechen, unterscheidet sich ebenfalls erheblich. In China wurden bis ins 20. Jhdt. hinein Klumpfüße als schön wahrgenommen und deshalb die Frauen der höhergestellten Schichten verstümmelt. Um nur ein Beispiel zu nennen. Ich mißtraue der Universalitätsthese, was das Schöne betrifft. Was Eibl-Eibesfeld entgeht, ist, daß eine elementare Ästhetik, die phylogenetische Wurzeln hat, nicht einfach mit der kulturellen und individuellen Erfahrung des Schönen gleichgesetzt werden kann.

Nur langsam, gleichsam im Kriechtempo, robben sich cs/iee an das Individuelle heran und nähern sich meiner eigenen Auffassung davon: „Auf einer historisch dünnsten und fragilsten Ebene, der letzten sozusagen, kommen schließlich noch jene Deutungen hinzu, die das Individuum aufgrund seiner Biographie und Erfahrung den Dingen gibt. Fragil sind sie, weil oft noch nicht erprobt, durch kein Kollektiv bestätigt, gleichsam auf der Suche nach breiterem Konsens. Es sind oftmals rein psychische Erlebnissymbole, deren volle Entschlüsselung nicht einmal dem Träger selbst zugänglich ist und ihn die Welt oder eine Sache, als ‚etwas‘ erleben lässt, an das nur seine persönliche Erinnerung rührt. Dieser persönlichsten Schicht verdanken wir andererseits auch die ganze Farbe und den Reichtum eines künstlerischen Werkes.“ („Weltsprache Kunst“ (2007), S.184)

In dieser Beschreibung einer dritten, der Eigenständigkeit des Individuellen schon gerecht werdenden Entwicklungsebene findet sich dort, wo das Individuum sich der Entschlüsselung seiner eigenen Erlebnisse nicht sicher ist, sogar der Hinweis auf die Differenz von Meinen und Sagen. Sogar auf das Zusammenspiel aller Entwicklungsebenen kommen cs/iee zu sprechen: „... und wir gestehen diese Schicht (gemeint ist das Individuelle – DZ) auch deshalb gerne dem Kunstwerk zu, da sie keine der anderen Schichten (des Biologischen und des Kulturellen – DZ), von denen sie mitgetragen wird, notwendig ausschließt.“ („Weltsprache Kunst“ (2007), S.184)

Cs/iee erklären auch, wie aus der Differenz von Meinen und Sagen, als das „Nichtauflösbare“, Bedeutung hervorgeht: „Gerade das Nichtauflösbare der persönlichen Erfahrungen in vorgegebenen Referenzmustern, des Besonderen in einem Allgemeinen schafft Chancen für jene Offenheit, welche neue Sichtweisen und Deutungsvorschläge erzeugt.“ („Weltsprache Kunst“ (2007), S.189)

Und worin genau besteht die Eigenständigkeit einer dritten, zur Biologie und Kultur hinzukommenden Entwicklungsebene? Auch hierauf geben cs/iee eine Antwort, aus der sie sogar eine ethische Konsequenz ziehen: „Das Individuum ist eine neue Chance der Evolution – deren ‚Speerspitze‘, wie die Biologie sich oft ausdrückt. Die lange Entwicklung, die dahin geführt hat, sich auf das immer neue, gegenwärtige Ereignis Mensch einzustellen, dürfte eigentlich nicht mehr rückgängig gemacht werden.“ („Weltsprache Kunst“ (2007), S.346)

Es ist vor allem das Porträt, das cs/iee zu einer so klaren Wertschätzung der dritten Entwicklungsebene führt. (Vgl. „Weltsprache Kunst“ (2007), S.348ff.) Über einen langen Zeitraum der menschlichen Vor- und Frühgeschichte hatte sich unsere Gattung nicht für sich interessiert. Bis weit ins Neolithikum hinein finden sich nur Strichmännchen und -frauen, mit aufs Äußerste reduzierten Geschlechtsmerkmalen ausgestattet, in jagender und tanzender Gemeinschaft mit bis ins Detail hinein erstaunlich realistischen Abbildungen von Mammuts, Auerochsen, Löwen usw. Im europäischen Raum, in Asien (China/Japan) schon viel früher, begann man sich erst mit der griechischen Antike für den Menschen zu interessieren, und erst die holländischen Meister des 17. Jhdts. interessierten sich speziell für das menschliche Gesicht und damit für das Schicksal des Individuums.

Allerdings verlor sich das Interesse an der Porträtmalerei im frühen 20. Jhdt. wieder. Cs/iee finden bewegende Worte für diesen Verlust, der mit der Hinwendung zur Abstraktion und allgemeinen Form in der Kunst einhergegangen ist (vgl. „Weltsprache Kunst“ (2007), S.333, 335, 346.348): „Am Thema Gesicht und seiner Evolution ist wohl letztlich eine Antwort auf das wohl größte Geheimnis des Menschen zu erfahren: die Einmaligkeit seiner persönlichen Existenz. Man erfährt dabei auch, wie sehr eine Kultur bereit ist, sich auf das Unverwechselbare und Unwiderrufliche persönlicher Ausprägung einzulassen. Die Entwicklung sagt etwas über den generellen Aufwand aus, den sie bereit ist, in die Darstellung des Individuellen zu investieren. Es bedarf der dauernden Anstrengung, das Einzigartige des Menschen gegenüber seiner Ausbeutung durch Hypothesen, Abstraktion und Verallgemeinerung zu verteidigen. Und diese Anstrengung ist eine bedeutende kulturhistorische Errungenschaft.“ („Weltsprache Kunst“ (2007), S.348)

An dieser Stelle, wo cs/iee das Individuelle für verteidigungswürdig halten, gestehe ich ihnen zu, daß sie die Gleichwertigkeit dieser Entwicklungsebene im Verhältnis der anderen Entwicklungsebenen erkannt haben. In diesem Zusammenhang kann man dann tatsächlich auch von einer „kulturhistorischen Errungenschaft“ sprechen, ohne dadurch die individuelle Entwicklungsebene zu vereinnahmen.

Und doch: das Individuum wird auch in nachfolgenden Textstellen immer wieder der kulturellen Entwicklungsebene zu- und eingeordnet. („Individuum als Träger oder Spielball zivilisatorischer Prozesse“; vgl. „Weltsprache Kunst“ (2007), S.362). Dabei wird es gerade dort interessant, wo es die beiden anderen Entwicklungsebenen, immer im Konflikt mit ihnen, kreativ übersteigt.

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