Dabei wird übersehen, daß der Begriff der Intersubjektivität nicht auf Identität basiert, sondern auf Pluralität und Diversität. Inter-Subjektivität ist nichts anderes als eine Form von Subjektivität, und als solche umfaßt sie alle Subjekte in ihrer Perspektivenvielfalt. Denn Subjektivität ist Perspektivenvielfalt; nichts anderes. Demnach umfaßt also die Intersubjektivität notwendigerweise die gesamte Perspektivenvielfalt subjektiven Erkenntnisstrebens.
Diese Perspektivenvielfalt der Erkenntnissubjekte kann durch keine Intersubjektivität überwunden werden. Die einzige Form des Umgangs mit Subjektivität besteht in einer von Hannah Arendt beschriebenen pluralen Praxis.
Deshalb steht die Wissenschaft nicht jenseits der Politik.
Verwirklicht wird Intersubjektivität in der Wissenschaft als Methodenvielfalt. Es gibt, dem wissenschaftlichen Anspruch nach, keine die anderen Methoden dominierende Methode. Laborexperimente, Feldversuche, Beobachtung, Meditation, Begriffsanalysen, statistische Evidenzbasierung, Textanalysen etc. ‒ irgendeine Methode und irgendeinen Gegenstand von vornherein aus der universitären Praxis des Wissenserwerbs auszuschließen, ist unwissenschaftlich.
Diese Intersubjektivität ist der Grund für die Notwendigkeit von Transdisziplinarität. Die Transdisziplinarität verhindert, daß sich die Wissenschaften in ihre Disziplinarität einigeln und sich auf einen begrenzten Kanon von Methoden beschränken. Sie öffnet die Disziplinen zur Gesellschaft hin und führt zur Übernahme von Verantwortung. Wissenschaft ist kein Elfenbeinturm, sofern sie wirklich intersubjektiv sein will.
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