„...letztlich ist der Mensch, als Folge oder Krönung der Evolution, nur in der Totalität der Erde begreifbar.“ (Leroi-Gourhan, Hand und Wort, S.22)

Samstag, 17. September 2022

Personalpronomina

Ein Gedanke ging mir durch den Kopf, der mir ausbaufähig zu sein schien. Zunächst fiel mir auf, daß es trotz der allgegenwärtigen Differenzierung zwischen den Geschlechtern in der deutschen Sprache zwei Wörter gibt, die sich nicht gendern lassen: die erste und zweite Person ‚ich‘ und ‚du‘. In der Unmittelbarkeit des Bezugs ist immer diejenige Person gemeint, auf die sie sich beziehen. Und das geht sogar über die binäre Differenz hinaus, weil es ausnahmslos alle inkludiert.

Dann schweiften meine Gedanken weiter. In der dritten Person, so fiel mir auf, wird dann wieder zwischen männlich und weiblich differenziert. Alle anderen werden als ‚neutral‘ qualifiziert. Was das Genderproblem betrifft, ist das also eher suboptimal. Aber dann erhellte ein weiterer Gedankenblitz meine umherschweifenden Überlegungen: das gilt nur für die dritte Person Singular! In der Pluralversion gibt es nur ein Personalpronomen: das ‚sie‘. Könnte es sein, daß wir hier in weiblicher Form auf eine Mehrzahl von Menschen verweisen, unter der die Männer lediglich mitgemeint sind?

Ein Blick in den Duden scheint meine Vermutung zu bestätigen. Die dritte Person Plural bedient sich des weiblichen Personalpronomens Singular. Daß die dritte Person Plural dann als höfliche Anredeform (‚Sie‘) wiederum das ‚Du‘ ersetzt, hat nur indirekt etwas mit dem weiblichen Personalpronomen Singular zu tun. Da geht es wohl eher, wie ich vermute, darum, die angesprochene Person durch die Verwendung eines Pluralität behauptenden Personalpronomens aus Höflichkeit quantitativ aufzuwerten.

Aber wahrscheinlich hinke ich mit diesen Überlegungen wiedermal hinterher und das ist alles längst Bestandteil des Genderdiskurses und außerdem sowieso belanglos.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen