„...letztlich ist der Mensch, als Folge oder Krönung der Evolution, nur in der Totalität der Erde begreifbar.“ (Leroi-Gourhan, Hand und Wort, S.22)

Mittwoch, 4. Dezember 2019

Johann Baptist Metz

Letzten Montag starb Johann Baptist Metz. Ich hatte bei ihm einen Teil meines Philosophierigorosums, für das er mich, von Tiemo Rainer Peters herkommend, annahm.

Ich erlebte Metz als freundlich und zugewandt. Seine Definition von Religion als Unterbrechung prägt mich bis heute, wo ich diese ‚Unterbrechung‘ vor allem als Auf-Brechen von lebensweltlichen Verstrickungen verstehe. Letztlich aber führte mich mein Theologiestudium zur Ab-Brechung meiner Kirchenzugehörigkeit: ich trat aus.

Aber ich trat aus, ohne der Kirche meinen Rücken zuzuwenden. Bis heute verstehe ich nicht, wie ein einfacher bürokratischer Akt – das Nichtzahlen der Kirchensteuer – einen Kirchenaustritt bedeuten kann. Die Taufe ist ein Sakrament. Was hat die Kirchensteuer damit zu tun?

Der Glaube hat für mich längst nicht mehr die Form eines Bekenntnisses, sondern die Form einer Erinnerung; mit Metz gesprochen: ich vermisse ihn. Und in der Form dieses Vermissens glaube ich.

Metz ist also gestorben. Es gibt verschiedene Formen des Todes. Eine davon ist, daß niemand mehr an uns denkt. Diesen Tod ist Metz nicht gestorben. Noch lange nicht.

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