„...letztlich ist der Mensch, als Folge oder Krönung der Evolution, nur in der Totalität der Erde begreifbar.“ (Leroi-Gourhan, Hand und Wort, S.22)

Sonntag, 12. Februar 2012

Transparenz versus Wahrnehmung?

Thomas Metzinger, Die Selbstmodell-Theorie der Subjektivität: Eine Kurzdarstellung in sechs Schritten (http://www.ifzn.uni-mainz.de/Metzinger.pdf)

1. Der Mensch als informationsverarbeitendes System
2. Transparenz und Wahrnehmungsglaube
3. Was heißt ‚interne Quellen‛?
4. Differenz von Vollzug und Reflexion (Naivität und Kritik)
5. Selbstbewußtsein als „Interface“
6. Narrativität und Rekursivität

In Metzingers Konzept vom phänomenalen Selbstmodell entsteht (emergiert?) das Selbst als „funktionale(r) Mittelpunkt des phänomenalen Darstellungsraums“ aus den schon beschriebenen vier internen Quellen (vgl. meinen Post vom 10.02.2012) und „besitzt“ deshalb „kein Gehirn, kein Motorsystem und keine Sinnesorgane“. (Vgl.S.26) Deshalb bildet es ja auch keine substantielle, sondern nur eine funktionale Mitte, deren Funktion darin besteht, dem informationsverarbeitenden System ‚Mensch‘ als „benutzerfreundliche Oberfläche“ zur Verfügung zu stehen. In gewisser Weise ist das phänomenale Selbstmodell ein „virtueller Agent“, der dem hinter dem Agenten fungierenden System als „Interface“ dient: „Er (der Agent – DZ) ist das Interface, welches das System benutzt, um sich seine eigene Hardware funktional anzueignen, um autonom zu werden.“ (S.26)

Ich selbst habe schon mehrfach auf die Metapher der Oberfläche zurückgegriffen, um das menschliche Bewußtsein zu beschreiben. (Vgl. meine Posts vom 13.06.2010, 04.02.2011, 05.03.201121.11.2011 und vom 07.12.2011) Dabei hatte ich aber mehr an eine Oberfläche von der Art eines sehenden Auges oder einer tast-, schmerz- und temperaturempfindlichen Haut gedacht. Die Parallele zwischen einem Interface und einer Oberfläche wie z.B. der Haut liegt darin, daß beide eine Vielfalt von Sinnesorganen umfassen bzw. vereinen. Während aber das Interface vor allem den kontrollierenden, steuernden und berechnenden Aspekt des Mensch-Welt-Verhältnisses hervorhebt, stellt die Haut eine Grenzfläche dar, die nicht nur ein Inneres einschließt, sondern dieses zugleich zu einem Äußeren hin öffnet.

Das phänomenale Selbstmodell als Interface steht also für ein geschlossenes kybernetisches System: „Das, was wir eben als ‚Transparenz‘ kennen gelernt haben, ist eine Art, die Geschlossenheit dieser multimodalen, hochdimensionalen Oberfläche zu beschreiben.“ (S.26) – Es gibt keine Berührungsempfindlichkeit – es sei denn nach innen in Form eines Touchscreens oder eines Keyboards – und damit gibt es auch kein Einfallstor für das Fremde.

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