Differantialsemantiken wie etwa der Strukturalismus, Poststrukturalismus und Dekonstruktivismus von Denkerinnen und Denkern wie Jacques Lacan, Jacques Derrida oder Judith Butler beschreiben letztlich bloß Prädikationsmechanismen ohne Subjekt. Als solche stehen sie auf der Stufe von ChatGPT.
Schriftliche Texte (Derrida hat ein Buch über die Schrift und die Differenz (1972) geschrieben) sind zunächst nichts anderes: Prädikationen, zu denen ein Subjekt, die Leserin und der Leser, noch hinzutreten muß, um mit ihren/seinen Wahrnehmungen, Empfindungen, Erfahrungen die Referenz einzubringen, ohne die diese Texte, trotz all ihren internen Differenzierungen, bedeutungslos wären.
Was Judith Butler betrifft, befindet sie sich mit ihrer differentialsemantischen Auffassung des Feminismus im Widerspruch zu Luise F. Pusch, für die der Feminismus vor allem referentialsemantisch orientiert ist. In „Das Deutsche als Männersprache“ (1984) schreibt Pusch, daß sich weder Saussure noch überhaupt die von ihr als „struktural-funktionale Semantik“ bezeichnete Differentialsemantik jemals ernsthaft mit Fragen der „Referenzsemantik“, wie sie vor allem Frauen betreffen, auseinandergesetzt hat. (Vgl. Pusch 1984, S.32ff.)
Das Setzen von Differenzmarkern ist nur ein differentialsemantisches Hilfsmittel, das innerhalb der Grenzen der Sprache bleibt. Schlimmer noch: vor dem dekonstruktivistischen Hintergrund von Denkerinnen und Denkern wie Derrida oder Butler verschwindet das Subjekt in der Lücke zwischen den Zeichen und taucht hinter ihrem Rücken als ein Super-Subjekt wieder auf, als Semiozentrismus (Derrida) bzw. als subversive Alternativen (Butler) zum ,Phallogozentrismus‛. Wesentlich ist, daß nicht mehr das Subjekt spricht, sondern die Sprache anstelle des Subjekts, oder irgendein Kollektiv, sei es auch ein solidarisches, spricht anstelle der Individuen. Auf technologisch fortgeschrittener Ebene tritt das ChatGPT an die Stelle des Menschen.
Etwas zu meinen bzw. gemeint zu sein, ist vor allem eine Frage der Referenz: wer oder was wird hier und jetzt als Subjekt gemeint? Wenn die Frage nach diesem Subjekt nicht mehr gestellt werden kann, weil es von Super-Subjekten aller Art umzingelt ist, verliert auch der Feminismus seine Legitimation.
„Wenn schon eine ganze Welt, auf Erkenntnis beruhend und ihrer ständig bedürftig, errichtet ist und ihren Gang geht, wie die der modernen Technik, wird der nach dem Grund ihrer Möglichkeit und nach ihren Sicherheitsgarantien Fragende zum Sokrates der Vergeblichkeit.“ (Blumenberg, Höhlenausgänge, S.169)
„...letztlich ist der Mensch, als Folge oder Krönung der Evolution, nur in der Totalität der Erde begreifbar.“ (Leroi-Gourhan, Hand und Wort, S.22)
Freitag, 20. Dezember 2024
Dienstag, 10. Dezember 2024
Ein Wort zum Advent ...
... erlaube ich mir. Es beginnt mit einem Geständnis: als ich von den wirklich historischen Ereignissen in Syrien hörte, war die erste Reaktion Freude, Erleichterung und Hoffnung, daß es den Menschen dort ohne Assad jetzt besser gehen wird.
Die zweite Reaktion war: endlich können die syrischen Flüchtlinge wieder nach Hause.
Ich weiß nicht so recht, warum ich das gedacht habe. Warum sollten sie zurückgehen? Warum wünsche ich mir überhaupt irgendetwas, das nur die Syrerinnen und Syrer betrifft? Die zweite Reaktion vergiftete die erste.
Als dann Politiker wie Jens Spahn (CDU) und Markus Söder (CSU), von anderen schweige ich lieber, anfingen, das deutsche Volk mit ihren populistischen Sprüchen zur baldigen Rückkehr der Syrerinnen und Syrer nach Syrien zu beglücken, und als die Einwanderungsbehörden verkündeten, die Asylanträge von Syrerinnen und Syrern ,auf Eis‛ zu legen, weil die ,Entscheidungsbasis‛ nicht mehr ,gegeben‛ sei, und als kurz darauf die Nachbarländer, Dänemark, Österreich u.a., dem deutschen Beispiel folgten ‒ da hatte ich schon längst begonnen, mich zunächst für mich selbst und dann für all die anderen fremd zu schämen.
Wie war das noch mit Betlehem? Waren die Eltern von Jesus nicht auch Flüchtlinge gewesen? Waren sie nicht von all den wenig gastlichen Herbergen abgewiesen worden? Sind Spahn oder Söder, Mitglieder einer christlichen Partei, eigentlich Christen?
Für mich selbst kann ich letzteres verneinen. Trotzdem schäme ich mich.
Die zweite Reaktion war: endlich können die syrischen Flüchtlinge wieder nach Hause.
Ich weiß nicht so recht, warum ich das gedacht habe. Warum sollten sie zurückgehen? Warum wünsche ich mir überhaupt irgendetwas, das nur die Syrerinnen und Syrer betrifft? Die zweite Reaktion vergiftete die erste.
Als dann Politiker wie Jens Spahn (CDU) und Markus Söder (CSU), von anderen schweige ich lieber, anfingen, das deutsche Volk mit ihren populistischen Sprüchen zur baldigen Rückkehr der Syrerinnen und Syrer nach Syrien zu beglücken, und als die Einwanderungsbehörden verkündeten, die Asylanträge von Syrerinnen und Syrern ,auf Eis‛ zu legen, weil die ,Entscheidungsbasis‛ nicht mehr ,gegeben‛ sei, und als kurz darauf die Nachbarländer, Dänemark, Österreich u.a., dem deutschen Beispiel folgten ‒ da hatte ich schon längst begonnen, mich zunächst für mich selbst und dann für all die anderen fremd zu schämen.
Wie war das noch mit Betlehem? Waren die Eltern von Jesus nicht auch Flüchtlinge gewesen? Waren sie nicht von all den wenig gastlichen Herbergen abgewiesen worden? Sind Spahn oder Söder, Mitglieder einer christlichen Partei, eigentlich Christen?
Für mich selbst kann ich letzteres verneinen. Trotzdem schäme ich mich.
Abonnieren
Posts (Atom)