„...letztlich ist der Mensch, als Folge oder Krönung der Evolution, nur in der Totalität der Erde begreifbar.“ (Leroi-Gourhan, Hand und Wort, S.22)

Freitag, 20. Dezember 2024

Subjektlose Prädikationsmechanismen

Differantialsemantiken wie etwa der Strukturalismus, Poststrukturalismus und Dekonstruktivismus von Denkerinnen und Denkern wie Jacques Lacan, Jacques Derrida oder Judith Butler beschreiben letztlich bloß Prädikationsmechanismen ohne Subjekt. Als solche stehen sie auf der Stufe von ChatGPT.

Schriftliche Texte (Derrida hat ein Buch über die Schrift und die Differenz (1972) geschrieben) sind zunächst nichts anderes: Prädikationen, zu denen ein Subjekt, die Leserin und der Leser, noch hinzutreten muß, um mit ihren/seinen Wahrnehmungen, Empfindungen, Erfahrungen die Referenz einzubringen, ohne die diese Texte, trotz all ihren internen Differenzierungen, bedeutungslos wären.

Was Judith Butler betrifft, befindet sie sich mit ihrer differentialsemantischen Auffassung des Feminismus im Widerspruch zu Luise F. Pusch, für die der Feminismus vor allem referentialsemantisch orientiert ist. In „Das Deutsche als Männersprache“ (1984) schreibt Pusch, daß sich weder Saussure noch überhaupt die von ihr als „struktural-funktionale Semantik“ bezeichnete Differentialsemantik jemals ernsthaft mit Fragen der „Referenzsemantik“, wie sie vor allem Frauen betreffen, auseinandergesetzt hat. (Vgl. Pusch 1984, S.32ff.)

Das Setzen von Differenzmarkern ist nur ein differentialsemantisches Hilfsmittel, das innerhalb der Grenzen der Sprache bleibt. Schlimmer noch: vor dem dekonstruktivistischen Hintergrund von Denkerinnen und Denkern wie Derrida oder Butler verschwindet das Subjekt in der Lücke zwischen den Zeichen und taucht hinter ihrem Rücken als ein Super-Subjekt wieder auf, als Semiozentrismus (Derrida) bzw. als subversive Alternativen (Butler) zum ,Phallogozentrismus‛. Wesentlich ist, daß nicht mehr das Subjekt spricht, sondern die Sprache anstelle des Subjekts, oder irgendein Kollektiv, sei es auch ein solidarisches, spricht anstelle der Individuen. Auf technologisch fortgeschrittener Ebene tritt das ChatGPT an die Stelle des Menschen.

Etwas zu meinen bzw. gemeint zu sein, ist vor allem eine Frage der Referenz: wer oder was wird hier und jetzt als Subjekt gemeint? Wenn die Frage nach diesem Subjekt nicht mehr gestellt werden kann, weil es von Super-Subjekten aller Art umzingelt ist, verliert auch der Feminismus seine Legitimation.

3 Kommentare:

  1. Ich finde das interessant, weil dieses Problem in der Praxis meist von politisch aktivistischen Menschen pragmatisch umgangen werden, indem gezielt eine bestimmte Gruppe gedacht wird (egal ob diese erklärt wird oder nicht) und sich gar nicht erst in die ideologischen Debatten dazu einlassen. Es muss zwangsweise gemacht und die Arbeit im Frauenhaus und in der empirischen Untersuchung von Problemen die Frauen erleben getan werden. Weil man mit Rechtfertigungs und Erklärungsversuchen jedes mal wertvolle Zeit und Energie verliert, die man im öffentlichen Social-Media-Klima nicht hat.

    Zum Beispiel spricht Caroline Criado-Perez, die das Buch "Invisible Women" veröffentlicht hat, einfach von "Women", also Frauen und meint damit, was sich aus dem Kontext des Buches ergibt, vor allem Personen biologischen Geschlechts, die im Alltag und in der Gesellschaft eine Auseinandersetzung damit haben, eben weil sie sich tatsächlich auf ihre Geschlechtlichkeit einlassen und dementsprechend Sex mit Männern haben, Kinder gebären und danach ein Alltagsleben führen in dem die Logistik der Kinder bis heute eine größere Rolle spielt als bei den Männern, selbst wenn der Mann sich fair und angemessen beteiligt. Sie meidet es aber, Menschen die nicht ihrem Subjekt entsprechen, andere Definitionsarten abzusprechen oder überhaupt an die große Glocke zu hängen was sie von der Vorstellung hält ob Transfrauen Frauen sind oder nicht, weil es niemandem etwas nützt, wenn ihr Ruf beschmutzt wird und sie ihre Arbeit nicht mehr machen kann.

    Sie definiert ihr Subjekt selten konkret, sondern denkt es sich (und das relativ eindeutig) und zeigt dann einfach auf, welche Probleme man als Frau (im Sinne einer Person biologisch weiblichen Geschlechts, die sich auch darauf einlässt, Heterosexualität mit Männern zu leben) hat, weil man die Kinder zum Arzt bringen muss, danach noch einkaufen geht und die Airbags im Auto bis heute vor allem auf die Körper von durchschnittlich großen europäischen Männern justiert sind (also z.B. weil Crashtest Dummies an europäisch-stämmigen Männern ausgerichteten Maße aufweisen und kleinere Menschen insgesamt eher ignoriert)

    Oder sie zeigt auf, dass Frauentoiletten eigentlich anteilsmäßig mehr Kabinen bräuchten als Männertoiletten, weil Frauen Tampons und Windeln wechseln und öfter ihre Kinder aufs Klo begleiten als Männer. Toilettenschlangen sind ja bei den Damen oft länger, weil Urinale weniger Platz brauchen und schneller abfertigen, Frauen aber auch zum Pinkeln meistens eine Kabine brauchen. Und daraus ergeben sich alle ihre Beispiele. Sie weiß, wovon sie redet, priorisiert aber das Sachthema.

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  2. Mist, wegen der ganzen grammatikalischen Inkonsistenzen. Ich bitte um Vergebung

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    1. Keine Sorge: ich schaffe es auch nicht, fehlerfreie Kommentare abzuliefern. In meinem eigenen Blog schaffe ich es nur, weil ich die fehlerhaften Blogposts immer und immer wieder nachkorrigiere.

      Jetzt muß ich übrigens in meiner eigenen Blogadresse diesen Kommentar über den Umweg einer url-Eingabe schreiben, weil mein Browser blogspot keinen Zugriff erlaubt.

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