„...letztlich ist der Mensch, als Folge oder Krönung der Evolution, nur in der Totalität der Erde begreifbar.“ (Leroi-Gourhan, Hand und Wort, S.22)

Mittwoch, 14. August 2024

Kritik an Israel?

Wenn man sich die jüngste „Hart aber fair“-Sendung zum Thema „Israel im Krieg: Kritik erlaubt?“ anschaut, dann sieht man hier, wie die rhetorische Kunst, jemanden vor laufenden Kameras zu diskreditieren und mundtot zu machen, durch einen der Gäste, Philipp Peyman Engel, unter tatkräftiger Mithilfe von Moderator Louis Klamroth auf beispielhafte Weise umgesetzt wird. Ich fühlte mich als Zuschauer dieser makabren Szenen an den Film „Die brillante Mademoiselle Neïla“ von Yvan Attal erinnert.

Es begann damit, daß Herr Engel mit Anspielungen auf angeblich zweifelhafte politische Hintergründe von Enissa Amani den Eindruck erweckte, daß Frau Amani die Hamas als Terrororganisation verharmlose und Partei gegen Israel ergreife. Als Frau Amani daraufhin verständlicherweise in Rage geriet und sich heftig gegen diese Unterstellung zur Wehr setzte, nahm Herr Klamroth nicht etwa die Funktion des unparteiischen Moderators wahr, was bedeutet hätte, Herrn Engel seine Grenzen aufzuweisen. Stattdessen versuchte er, vergeblich, Frau Amani zu ,beruhigen‛. Was ihm mißlang. Dann stellte er sich vor Frau Amanie, um ihr den Blick auf Herrn Engel zu verwehren.

Frau Amani versuchte mal rechts, mal links an Herrn Klamroth vorbei ‒ Herr Klamroth ging wie ein Dompteur mit jeder ihrer Körperbewegungen mit ‒, Herrn Engel zur Rede zu stellen. Unterdessen verglich Herr Engel Frau Amani mit seiner kleinen Tochter, die auch Probleme mit mangelnder Impulskontrolle gehabt habe. Sie sei allerdings inzwischen aus dieser Phase herausgewachsen, während Frau Amani in ihrer Entwicklung anscheinend steckengeblieben sei.

Herrn Klamroths Versuche, die tobende Frau Amani zum Schweigen zu bringen, wurden vom Publikum mit Applaus begleitet. Offensichtlich war auch das Publikum nicht in der Lage, zu erkennen, wie hier durch das perfide Spiel von Herrn Engel eine engagierte Menschenrechtsaktivistin öffentlich hingerichtet wurde. Herr Engel ließ in der Folge keinen der Wortbeträge von Frau Amani ununterbrochen. Sie konnte keine zwei Sätze sprechen, ohne daß Herr Engel ihr mit längeren Monologen dazwischengrätschte, unbeeindruckt von ihren Protesten, doch endlich auch einmal zuende reden zu können. Sie redeten zeitweise über längere Passagen gleichzeitig: Herr Engel gleichmütig, Frau Amani aufgebracht, Herr Klamroth hilflos dazwischen.

In seiner Verzweiflung versuchte Herr Klamroth, der den Fortgang seiner Sendung bedroht sah, zwischendurch auf beide ,Parteien‛ zuzugehen und sie ,unparteisch‛ gleichermaßen dazu zu ermahnen, sich zu mäßigen. Dabei wäre es so einfach gewesen: einfach dem Herrn Engel das Mikro stummschalten! ‒ Aber dann hätte Herr Klamroth ja Partei ergreifen müssen.

Letztlich ist wohl, dank Menschen wie Herrn Engel, Kritik an Israel eben doch nicht erlaubt.

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