„...letztlich ist der Mensch, als Folge oder Krönung der Evolution, nur in der Totalität der Erde begreifbar.“ (Leroi-Gourhan, Hand und Wort, S.22)

Freitag, 23. April 2010

Neurophysiologie

Der thematische Rahmen dieses Blogs ist weitgespannt und umfaßt alle wissenschaftlichen Gebiete. Der Anspruch, den wir dabei an jede einzelne Disziplin stellen, ist immer derselbe: den eigenen Gegenstand nicht höher zu bewerten als die Gegenstände der anderen Disziplinen; die Begrenztheit der eigenen Fragestellung zu kennen und anzuerkennen! Das ist der Grund, warum ich bislang die Neurophysiologie in meinen Überlegungen nicht berücksichtigt hatte: die Neurophysiologen verstehen sich selbst als allzuständig für alle den Menschen betreffenden Fragen bis hin zu Fragen der Erziehung und der Bildung, und so werden sie in der Öffentlichkeit von seiten der Politik, der Presse und den Pädagogen selbst auch wahrgenommen: eben als allzuständig. Dann stieß ich auf die Bücher von Antonio Damasio, und erstmals hatte ich den Eindruck, daß hier ein Neurobiologe (Neurobiologe, Neurophysiologe, – das sind für mich zur Zeit noch austauschbare Begriffe), die Grenzen der eigenen Disziplin erkennt und gleichzeitig bereit ist, über den Tellerrand seiner Disziplin hinauszublicken und die anderen Disziplinen, die etwas zur Frage nach dem Bewußtsein des Menschen beizutragen haben, zur Kenntnis zu nehmen.

Nun liegt mir gerade wiedermal ein Werk – diesmal eines ausgewiesenen Philosophen – vor, der sich als Philosoph von den Forschungsergebnissen der Neurophysiologie faszinieren läßt und nach den sich daraus ergebenden Konsequenzen fragt: Thomas Metzinger, Der Ego-Tunnel. Eine neue Philosophie des Selbst: von der Hirnforschung zur Bewusstseinsethik, Berlin 2009. Er zitiert sogar Damasio, in der Einleitung (S.19 (und in einer Anmerkung (S.344))), die ich bis jetzt gelesen habe, und man sollte meinen, hier gäbe es ein vergleichbares Vorgehen. Weit gefehlt! Obwohl Philosoph und trotz Damasio: Metzinger entwickelt aus den neurophysiologischen Daten ein Konzept vom „Ego-Tunnel“! (Damasio spricht – anhand derselben neurophysiologischen Daten – vom „erweiterten Bewußtsein“!) Metzinger verliert sich so sehr in seiner Faszination von der Neurophysiologie, daß sie ihn gleichsam zu einem Tunnelblick verführt, der ihn dazu verleitet, die Vielfalt der menschlichen Phänomene auf ein „globales neuronales Korrelat des Bewusstseins“ (S.27) zurückzuführen, das alles beinhaltet, was das bewußte Erleben ausmacht, einschließlich Welt und Wirklichkeit. Das Gehirn hat dabei die einsame, vom Rest des Körpers isolierte Funktion, dieses Ego bzw. dessen „phänomenalen Gehalt“ „lokal zu determinieren“. (Vgl. S.26)

Auch hier wiederum ganz anders Damasio: das Gehirn ist keine isolierte Entität, sondern Teil des menschlichen Organismus, also des Körpers, der zugleich für die Realitätshaltigkeit der neurophysiologischen Prozesse steht. Das Bewußtsein ist dementsprechend ebenfalls nicht ein im Gehirn isolierbares Phänomen, sondern Teil eines homöodynamischen Geschehens, das den ganzen menschlichen Organismus umfaßt. Der Körper sichert dabei über Körperschleifen, wie schon angedeutet, den Realitätsbezug der neurophysiologischen Prozesse. Diese Körperschleifen sind nicht nur neurophysiologischer, sondern auch chemischer und hormoneller Natur. (Vgl. „Descartes’ Irrtum“ (5/2007), S.18, 128f.) Darüberhinaus besitzt das Gehirn die Fähigkeit, Als-ob-Körperschleifen zu schaffen, in denen es den Realitätsbezug simuliert. Aber wir sind (außer vielleicht im Schlaf, wenn wir träumen) eigentlich immer in der Lage, zwischen diesen Als-ob-Körperschleifen und den tatsächlichen Körperschleifen zu unterscheiden.

Nichts davon bei Metzinger: sein Konzept vom Ego-Tunnel beinhaltet, daß das isolierte Gehirn die äußere Wirklichkeit vollständig simuliert, so daß wir zwischen wirklichem Erleben und Simulation grundsätzlich nicht unterscheiden können. Denn wir haben keinen unmittelbaren Bezug zu unserem Körper. (Vgl. „Ego-Tunnel“ (2009), S.167f.) Es ist vielmehr so, daß das phänomenale Ego eine Strategie des Gehirns „zur Erschaffung eines einheitlichen und dynamischen inneren Portraits der Wirklichkeit“ darstellt, eine Strategie, deren wir uns prinzipiell niemals bewußt werden können (es sei denn natürlich, man ist Neurophysiologe), weil mit ihrer Hilfe das Gehirn „sozusagen direkt durch (uns) hindurch auf die Welt“ zu blicken vermag. (Vgl. „Ego-Tunnel“ (2009), S.22) Das Ego also als vom Gehirn geschaffene Zentralperspektive auf die vom Gehirn geschaffene Welt!

Die logischen Probleme, die dieses von Metzinger beschriebene Modell des Ego-Tunnels beinhaltet, sind haarsträubend, und man glaubt es kaum, daß hier ein Philosoph die Feder führt. Rede ich von Simulationen, so muß ich auch von Wirklichkeit sprechen. Ich kann nicht gleichzeitig die Simulation zum Grundprinzip und alleinigen Mittel der Wirklichkeitserkenntnis machen und eben diese Wirklichkeitserkenntnis für möglich halten (nämlich, so Metzinger, vermittels der „Kooperation und Kommunikation großer Gruppen von Menschen“ (Vgl. „Ego-Tunnel“ (2009), S.25, 243, 249)! Außerdem ist es ein unmögliches Verfahren, Simulation und Erleben gleichzusetzen, – denn was bleibt da für die Simulation noch übrig, was sie simulieren könnte? Sich selbst?

Vollends absurd wird dieses ganze Gleichsetzen von bewußtem Erleben und Simulation, wenn Metzinger das Leid als einen Akt bewußten Erlebens beschreibt. (Vgl. „Ego-Tunnel“ (2009), S.270f.) Der Widersinn, der in der Gleichsetzung von Erleben und Simulation verborgen liegt, wird hier offensichtlich: sicher ist es möglich, das Leiden nur zu simulieren. Das Leid selbst aber, wenn es uns wie eine äußere Macht ergreift und überwältigt, als Simulation auch nur zu denken, beinhaltet eine unerträgliche Geringschätzung des leidenden Menschen!

Nur an einer Stelle und noch nicht mal von Metzinger selbst, sondern von dem Humanphysiologen Vittorio Gallese, den Metzinger interviewt (S.248-260), findet sich eine Definition für die Simulation, die sich aber interessanterweise nicht auf das individuelle Erleben selbst, sondern auf das Verstehen anderer Menschen bezieht („große Gruppen“): „Im Grunde bedeutet es nichts anderes, als dass wir uns mit Hilfe unseres eigenen Geistes in das Innere anderer Menschen hineinversetzen.“ („Ego-Tunnel“ (2009), S.250) Diese Definition legt Gallese seinem eigenen Begriff der „körperlichen Simulation“ zugrunde, ein Begriff, den Metzinger selbst mehrfach verwendet (vgl. „Ego-Tunnel“ (2009), S.241, 243u.ö.), und der sich ebenfalls nicht auf unsere Sinneswahrnehmungen bezieht, sondern auf die Wahrnehmung anderer Menschen. Die „körperliche Simulation“ stellt demzufolge eine „unmittelbare Form erlebnismäßigen Verstehens von anderen“ dar: „Diese Dimension der sozialen Kognition ist verkörpert, insofern sie zwischen unserem multimodalen Erfahrungswissen unseres eigenen erlebten Körpers und der Art vermittelt, wie wir andere erleben.“ („Ego-Tunnel“ (2009), S.251)

Dies alles ist nun in mehrfacher Hinsicht interessant. Verwenden wir den Begriff so, wie Gallese ihn versteht, so ist er gleichbedeutend mit Empathie. (Vgl.S.250f.) So weit es sich also nur um einen Streit um Worte handelt, können wir mit einen solchen Begriff der Simulation leben. Zumal er sich nur auf das soziale Miteinander bezieht und nicht auf die individuelle Sinneswahrnehmung. Metzinger bezieht den Begriff der Simulation aber auch auf den individuellen Körperbezug, also auf die Sinneswahrnehmung. Damit handelt er sich zugleich ein Problem ein, das Gallese so nicht hat: ist unser Körperbezug nur eine Illusion, so muß unser Bezug auf andere Menschen (und große Gruppen) ebenfalls eine Illusion sein, denn falls Metzinger nicht von der Möglichkeit der Telepathie überzeugt ist, kann der Bezug zum anderen Menschen ja nur über unsere Sinneswahrnehmung, d.h. über unseren eigenen, von Metzinger virtualisierten Körperbezug hergestellt werden. Eben das bringt Gallese ja mit dem Begriff der verkörperten Simulation zum Ausdruck: der Körper ist die unhintergehbare Grundlage jeder sozialen Kognition.

Hätte Metzinger, obwohl selbst kein Neurophysiologe, sondern eben Philosoph, gelegentlich einen Blick links oder rechts des von ihm bevorzugten Fachgebiets auf andere Forschungsgebiete riskiert, wären ihm manche Fehleinschätzungen der Fähigkeiten unseres nervösen Zentralorgans erspart geblieben. So heißt es z.B.: Die Fähigkeit des Gehirns, Repräsentationen noch einmal zu repräsentieren, „war es auch, die es ermöglichte, dass die biologische Evolution gleichsam in die kulturelle Evolution hineinexplodierte.“ (Vgl. „Ego-Tunnel“ (2009), S.19) Ein Blick auf die anthropologische Forschung z.B. eines Michael Tomasello („Die kulturelle Entwicklung des menschlichen Denkens“ (2002) / „Ursprünge der menschlichen Kommunikation“ (2009)) hätte ihn belehrt, daß es erstaunlich viele Gemeinsamkeiten in der kognitiven Leistungsfähigkeit von Schimpansenhirnen und Menschenhirnen gibt und der eigentliche Unterschied zwischen Schimpanse und Mensch nicht auf der neurophysiologischen, sondern auf der sozialen und kulturellen Ebene liegt. Ohne den entsprechenden menschlichen Kontext bildet das Gehirn seine neurophysiologischen Korrelate, die angeblich die biologische Evolution in die kulturelle Evolution hineinexplodieren lassen, gar nicht erst aus. Es handelt hier sich nicht einfach um die ewig alte Frage, was wichtiger ist: Anlage oder Umwelt. Auch die Genetiker (siehe die „Epigenetik“) sind hier ja schon weit über diese Frage hinaus. Für die kulturelle Evolution gibt es einfach keine neuronalen Korrelate: sie ist vielmehr das ‚Milieu‘, in dem sich überhaupt erst diese neuronalen Korrelate bilden können. Kein Wort dazu aber ausgerechnet von einem Philosophen!

Anerkennend muß ich allerdings festhalten, daß Metzinger in seiner Einleitung immer wieder die richtigen und wichtigen Fragen aufwirft: seine Fragelisten (Vgl. „Ego-Tunnel“ (2009), S.14, 19f., 24, 27, 28), in denen er aufzählt, worum es in seinem Buch gehen soll, sind in der Tat beeindruckend formuliert und allesamt höchst relevant. Mindestens eine dieser Fragen hat allerdings schon Damasio sehr eindrucksvoll beantwortet: „Können Maschinen eine künstliche Form von Selbstbewusstsein entwickeln ...?“ (Vgl. „Ego-Tunnel“ (2009), S.24) Damasio sagt: Nein!, denn sie besitzen keinen Körper (kein ‚Fleisch‘, keinen ‚Organismus‘, – wie auch immer man es nennen will): ohne Körper (und Gehirn) kein Bewußtsein! Oder anders formuliert: Man hat schon Körper ohne Geist gesehen, aber noch nie Geist ohne Körper.

Vorläufiges Fazit zu Metzingers Einleitung: in sich widersprüchliche Aussagen zum Gehirn und zum Bewußtsein und derem Wirklichkeitsbezug, der gleichzeitig möglich und trotzdem nur simuliert sein soll; insgesamt interessante Fragestellungen, die auf ein tiefergehendes Problembewußtsein schließen lassen, denen aber die isolierte Betrachtungsweise des Gehirns nicht gerecht wird.

Soweit zur Einleitung von Metzingers Buch. Demnächst mehr ...

Nachtrag (06.05.10):
Nach meiner weiteren Lektüre scheint mir nun das Problem bei Metzinger darin zu bestehen, daß er sich darauf festgelegt hat, das bewußte Selbst als Illusion des Gehirns darzustellen, das bewußte Erleben als bloße Simulation zu kennzeichnen und mit der Verweigerung eines direkten Bezugs zum Körper und zur äußeren Realität der Wahrnehmung den Status eines bloßen Erlebnisses zuzuweisen und ihr damit ebenfalls die Qualität einer bloßen Simulation zu verleihen. Da Metzinger aber dennoch von der Existenz einer Außenwelt ausgeht (vgl. „Ego-Tunnel“ (2009), S.25, 43, 95f.), muß er nun neue Begriffe für den Mechanismus der Wahrnehmung finden, die es dem Menschen in dieser Welt, zu der er Metzinger zufolge (außer durch die schon erwähnte Große-Gruppen-Kommunikation) keinen Zugang hat, ermöglicht zu überleben.

Zunächst bestätigt Metzinger noch einmal grundsätzlich, daß das „bewusste Erleben“ nur eine „Simulation“ sei (vgl. „Ego-Tunnel“ (2009), S.95). Die Hauptaufgabe dieses „bewussten Erlebens“ ist es Metzinger zufolge dennoch, Wirklichkeit zu erzeugen (vgl. „Ego-Tunnel“ (2009), S.93). Die berechtigte Frage, die sich daraus ergibt, stellt er gleich selbst: wie ist das möglich? Er behauptet, daß die Lösung dieses Paradoxes in einem von ihm neu eingeführten Begriff besteht: der „Transparenz“ (vgl. „Ego-Tunnel“ (2009), S.22, 32, 67, 70, 74f., 93, 95 u.ö.). Wenn ich es recht verstehe, leistet die Transparenz bei Metzinger das, was wir alltagssprachlich ‚Wahrnehmung‘ nennen: sie ermöglicht es uns, festzustellen, daß eine der vielen, vom Gehirn imaginierten Welten „die aktuelle, die echte Wirklichkeit ist.“ (Vgl. „Ego-Tunnel“ (2009), S.95) Wo nun die Wahrnehmung nichts anderes ist als bewußtes Erleben (einer äußeren Realität nämlich), und dieses Erleben aufgrund fehlenden Körperbezugs Metzinger zufolge wiederum nur eine Simulation ist, liefert die Transparenz ein „Wirklichkeitsmodell“, das wir mit unserem „subjektiven Jetzt“ „integrieren“ können, um so die „Tatsache zu erfassen, dass die Welt gegenwärtig ist.“ (Vgl. „Ego-Tunnel“ (2009), S.93). – Viele kluge Worte, die meiner Ansicht nach letztlich nur darüber hinwegtäuschen, daß auch die ‚Transparenz‘ nichts anderes leistet als die gute alte Wahrnehmung: denn mittels der Transparenz soll nun möglich sein, was bislang die Wahrnehmung leistete: das Entdecken von „Fehlrepräsentationen“ (Vgl. „Ego-Tunnel“ (2009), S.96) aufgrund eines ständigen Abgleichs der Wirklichkeitsmodelle des Gehirns mit der äußeren Wirklichkeit.

Auch der Verzicht auf das Selbst führt bei Metzinger zu seltsamen Begriffsverrenkungen: Wie schon erwähnt ist Metzinger zufolge das Bewußtsein ein „graduell auftretendes Phänomen“ (Vgl. „Ego-Tunnel“ (2009), S.36), woraus sich logischerweise ergibt, daß es verschiedene Ebenen oder Stufen des Bewußtseins gibt, die selbstverständlich nicht alle ein Selbstbewußtsein beinhalten, sondern auch unbewußte Ebenen. Insofern ist es eigentlich eher verwunderlich, daß Metzinger mit dem Verweis auf diese Tatsache, daß es nämlich „‚selbst-lose‘ Formen des bewussten Erlebens“ gibt, noch einmal eigens bezweifeln muß, daß das Selbst „ein notwendiger Bestandteil des Bewusstseins“ sei. (Vgl. „Ego-Tunnel“ (2009), S.99) – Natürlich ist es das nicht, denn notwendiger Bestandteil des Bewußtseins kann das Selbst ja nur auf einer bestimmten Ebene des Bewußtseins sein: eben der des Selbstbewußtseins!

Mit dem Verweis auf eine Gehirnerkrankung, dem Cotard-Syndrom, in dem den Patienten bei ‚vollem‘ Bewußtsein (also zumindestens jener Bewußtseinsebenen, die kein bewußtes Selbst beinhalten) das anscheinend überflüssige Selbst abhanden gekommen ist (vgl. „Ego-Tunnel“ (2009), S.99), und mit dem Verweis auf die christlichen Mystiker, die entsprechende Erleuchtungen gemacht haben und in ihrem Leben deshalb sogar auf das „Pronomen ‚ich‘“ verzichtet haben (vgl. „Ego-Tunnel“ (2009), S.100), scheint Metzinger seine Eingangsthese nun für bestätigt zu halten: daß es nämlich, „nach allem, was wir gegenwärtig wissen“ „kein Ding“ gibt, „keine unteilbare Entität, die wir selbst sind“ (vgl. „Ego-Tunnel“ (2009), S.13).

Diese Vermischung von „Ding“ und „unteilbarer Entität“ ist übrigens typisch für Metzingers Vorgehen: wieso sollten wir annehmen, daß „Dinge“ „unteilbare Entitäten“ sind? (Meistens sind sie das nicht!) Und wieso sollten wir annehmen, daß das Selbstbewußtsein ein „Ding“ sei? Metzinger wirft diese unterschiedlichen Begrifflichkeiten munter durcheinander und wendet sie einfach ohne jeden nachvollziehbaren Begründungszusammenhang auf das Selbstbewußtsein an. So behauptet Metzinger z.B. an anderer Stelle: „... indem wir systematisch unser Wissen erweiterten und Illusionen minimierten, wurden wir immer intelligenter.“ (Vgl. „Ego-Tunnel“ (2009), S.96) – Wieso? Wieso geht Wissenserweiterung mit Illusionsminimierung einher? Wie kommt er darauf? Noch weniger verstehe ich, wie Metzinger auf die Idee kommt, Wissenserweiterung mit höherer Intelligenz zu korrelieren. Seit wann hat Vielwisserei etwas mit Intelligenz zu tun?

Mit solchen ‚Argumentationen‘ ‚belegt‘ Metzinger also seine starken Thesen über den illusionären Charakter von Wahrnehmung und Selbst-Erfahrung. Da frage ich mich schon, auf welcher Ebene des Bewußtseins Metzinger selbst sein Buch über den „Ego-Tunnel“ verfaßt hat: unter dem Einfluß des Cotard-Syndroms oder als Mystiker? Jedenfalls wohl nicht als selbstbewußter, wissenschaftlich ausgebildeter Autor, denn dazu müßte ihm eben genau jene Bewußtseinsebene zur Verfügung gestanden haben, auf die er hier so leichtfertig Verzicht leistet: nämlich Selbstbewußtsein.

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