„...letztlich ist der Mensch, als Folge oder Krönung der Evolution, nur in der Totalität der Erde begreifbar.“ (Leroi-Gourhan, Hand und Wort, S.22)

Mittwoch, 4. April 2018

Das Licht des Glaubens

1. Glaube als Argumentationsmodus
2. Glaube als Vernunft
3. Glaube als Sinnesorgan
4. Glaube als Kommunikationsform: persönliches Angesprochensein
5. Glaube als Kommunikationsform: Vermittlung
6. Glaube als Kommunikationsform: Nächstenliebe
7. Glaube als Unterwerfung
8. Glaube als Unglaube
9. Glaube als Reinheit

In der Folge geht es um den Glauben als Kommunikationsform. In lumen fidei lassen sich insgesamt drei verschiedene Kommunikationsformen unterscheiden: als persönliches Angesprochensein, als Vermittlung und als Nächstenliebe. Diese drei verschiedenen Kommunikationsformen werden in lumen fidei nicht aufeinander abgestimmt. Sie werden einzeln und ohne Bezug aufeinander thematisiert, wobei es zu erheblichen Widersprüchen in der mit ihnen verbundenen Qualität des Glaubens kommt.

Die erste Kommunikationsform, auf die ich hier eingehen möchte, ist die des persönlichen Angesprochenseins: „Der Glaube ist die Antwort auf ein Wort, das eine persönliche Anrede ist, auf ein Du, das uns bei unserem Namen ruft.“ (Nr.8) – Wir haben es hier mit einer exklusiven Verbindung des einzelnen Gläubigen mit seinem Gott zu tun. Wer von Gott angesprochen wird, ist ausschließlich diesem Gott verpflichtet. Er ist von allen anderen Rücksichtnahmen der Welt und den Menschen gegenüber befreit. Über das Hören führt der Glaube in den absoluten Gehorsam. (Vgl.Nr.29)

Mit dem Hören des Wortes Gottes ist sogar ein ausdrückliches Vermittlungsverbot verknüpft:
„Mose sagt zum Volk, dass Gottes Gebot weder zu hoch noch zu weit entfernt für den Menschen ist. Man darf nicht sagen: ‚Wer steigt für uns in den Himmel hinauf und holt es herunter?‘ oder ‚Wer fährt für uns über das Meer und holt es herüber?‘ ...“ (Nr.20)
Wer auf das persönliche Hören des Wortes Gottes verzichtet und sich auf die Lehrautorität von Glaubensführern verläßt, hat sich schon von diesem persönlichen Gott, von dem Gott, der uns in unserer innersten Persönlichkeit anspricht, abgewandt.

In lumen fidei wird die ausschließliche Liebesbeziehung zwischen dem Gläubigen und Gott mit einem schwebenden, diese Kommunikationsform ständig begleitenden Generalverdacht versehen, daß sich der Gläubige in ihr vor der Gemeinschaft der Kirche – und damit ist immer auch die Autorität der Kirche gemeint – verschließt. Und aus dieser Verschlossenheit muß er befreit werden:
„Wenn es sich aber bei der Wahrheit um die Wahrheit der Liebe handelt, wenn es die Wahrheit ist, die sich in der persönlichen Begegnung mit dem Anderen und den anderen erschließt, dann ist sie aus der Verschlossenheit in den Einzelnen befreit und kann Teil des Gemeinwohls sein.“ (Nr.34)
Also persönliches Angesprochensein ist ja so weit gut und schön, aber letztlich droht hier, wie auch sonst überall heutzutage, die volle Wahrheit nur auf die „subjektive Authentizität des Einzelnen reduziert“ (Nr.34) zu werden. Ohne Kirche soll und darf es eben einfach nicht gehen.

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