„...letztlich ist der Mensch, als Folge oder Krönung der Evolution, nur in der Totalität der Erde begreifbar.“ (Leroi-Gourhan, Hand und Wort, S.22)

Mittwoch, 28. November 2012

Christina von Braun, Der Preis des Geldes. Eine Kulturgeschichte, Berlin 2/2012

(Siehe auch Geld und Sinn“, „Kulturelle ‚Explosion‘“, Geld gegen Gemeinschaft, Lebenswelt und unsichtbare Hand, Zur Materialität der Schrift, Der Glaube an nichts, Gemeinsame und konkurrierende Aufmerksamkeit I, Gemeinsame und konkurrierende Aufmerksamkeit II, Entwicklung als Bedeutungslinie und Das Ich im Sumpf)

1. Kastration, Sublimation, Transsubstantiation
2. Schuld, Unschuld und zweite Unschuld
3. Alphabet und Bildung
4. Das Fremde in der Gemeinschaft

In diesem Post möchte ich auf einige Parallelen zu früheren Posts in diesem Blog zu sprechen kommen. Helmuth Plessner hat in seinem Buch „Grenzen der Gemeinschaft“ (1924/2001) eine starre Grenzlinie zwischen der Gemeinschaft und der Gesellschaft gezogen. (Vgl. meine Posts vom 14.11.2010 bis zum 17.11.2010) Das Prinzip der Gemeinschaftsbildung hat er im wesentlichen an der Blutsverwandtschaft und das Prinzip der Gesellschaftsbildung an der Fremdheit festgemacht. Wir haben es also mit der letztlich unüberbrückbaren Differenz zu tun, daß die Gemeinschaft eine Verschmelzungsform, eine Identitätsdiffusion, und die Gesellschaft eine Beziehungsform unter lauter Fremden darstellt.

In Jan Assmanns Schriften zum kulturellen Gedächtnis bin ich auf eine weitere, an Plessners „Grenzen der Gemeinschaft“ erinnernde Differenz zwischen mündlichen und schriftlichen Kulturen gestoßen. Mündliche Kulturen haben demnach kein Bewußtsein für Geschichte, weil sie kein Gespür für Veränderungen haben. Ich führe das darauf zurück, daß sie sich selbst nicht gegenüber treten können. Auf kultureller Ebene sind sie nicht exzentrisch positioniert. In Begriffen der Lebenswelt: sie haben keinen Außenhorizont. (Vgl. meinen Post vom 05.02.2011) Schriftliche Kulturen hingegen haben ihr Gedächtnis in Form der Schrift externalisiert. In ihren Schriften können sie sich selbst gegenüber treten und so ein Bewußtsein von, ja sogar das Bedürfnis nach Veränderung entwickeln.

In einem weiteren Post vom 08.02.2011 habe ich dann die These aufgestellt, daß mündliche Kulturen sich nur auf eine Weise ‚selbst‘ in den Blick bekommen können: durch die Konstruktion des ‚Fremden‘. Indem mündliche Kulturen dem oder den Fremden gegenübertreten, können sie ein Bewußtsein ihrer selbst entwickeln, was allerdings noch nicht ein Bewußtsein für geschichtliche Veränderungen beinhaltet. Dieses wird erst durch die Schrift ermöglicht.

Die Parallelen zu Plessner sind offensichtlich: mündliche Kulturen bilden immer Gemeinschaften, während schriftliche Kulturen Gesellschaften bilden. Die Schrift macht gesellschaftsfähig.

Von Braun fügt diesen Gedanken einen weiteren Aspekt hinzu: Es ist das Geld, das die Menschen einander zu Fremden macht. Während die Schrift das Gedächtnis externalisiert und so auf kultureller Ebene eine exzentrische Positionierung des Menschen ermöglicht, verwandelt das Geld jeden einzelnen Menschen, der bereit ist, Waren gegen Geld einzutauschen, in einen Fremden, weil es den Unterschied zwischen dem Nächsten (Gemeinschaft) und dem Fremden aufhebt. (Vgl. von Braun 2/2012, S.38) Geld, insbesondere das zinsfähige nominalistische Geld, verwandelt also Gemeinschaften in Gesellschaften.

Marcel Mauss zufolge wird in mündlichen Gesellschaften nicht mit Geld bezahlt, also einem abstrakten Tauschmittel, das nicht unmittelbar durch die beteiligten Personen beglaubigt wird, sondern mittelbar durch eine staatliche oder göttliche Autorität. Und schon gar nicht ‚bezahlt‘ man Verwandte für ‚Dienste‘ innerhalb der Familien- oder Dorfgemeinschaft. Stattdessen tauscht man wechselseitig „Gaben“ aus, „weil man sich selbst – sich und seine Besitztümer – den anderen ‚schuldet‘.()“ (Braun 2/2012, S.37)

Lévi-Strauss ist dagegen der Ansicht, daß das eigentliche Prinzip des Gabentausches im „Frauentausch“ und im „Inzestverbot“ liegt, also der Gegenüberstellung und des Umgangs mit einem Fremden bedarf. (Vgl. ebenda) Der Gabentausch als Umgangsform zwischen dem Nächsten und dem Fremden bildet aber auch, wie ich ergänzen möchte, eine Umgangsform mit ‚sich selbst‘, die des Umwegs über den Fremden bedarf. Mit der Einführung des Geldes als Verkehrsform von Gesellschaften verschwindet nun der „Unterschied zwischen dem Nächsten und dem Fremden“, indem alle individualisierten Einzelnen einander unterschiedslos fremd werden. (Vgl. Braun 2/2012, S.38)

Unabhängig davon, ob die Gabe nun eine Umgangsform unter Nächsten, also innerhalb einer Gemeinschaft, oder eine Umgangsform zwischen Nächsten und Fremden, also zwischen verschiedenen Gemeinschaften darstellt: das Geld hebt beide Formen der Gabe auf, indem es entweder die Nächsten einander entfremdet oder die Differenz zwischen dem Nächsten und dem Fremden aufhebt. Dazu trägt wiederum erstaunlicherweise gerade das Christentum bei. Die Linie zieht sich hier von der „‚universellen Brüderlichkeit‘ des mittelalterlichen Christentums“ zum modernen Liberalismus, in dem „sich alle als ‚Fremde‘ begegnen“. (Vgl. Braun 2/2012, S.157) Zunächst einmal waren die christlichen Urgemeinden elternlos, so wie schon Jesus ‚vaterlos‘ gewesen ist. (Vgl. Braun 2/2012, S.159) Sie standen also außerhalb der traditionellen, gemeinschaftsstiftenden Genealogien (Blutsbande).

Ein weiterer Schritt in Richtung auf eine Gesellschaft einander gleichgestellter, vereinzelter Individuen wurde in der Reformation vollzogen, indem z.B. Calvin von einer „Welt der universellen Andersheit (Otherhood)“ sprach, in der alle „gleichermaßen Andere“ sind. (Vgl. Braun 2/2012, S.158) So wurde es möglich, innerhalb der Christengemeinschaft Handel zu treiben; denn mit Verwandten treibt man, wie schon erwähnt, keinen Handel.

Alle diese drei Positionen, Plessner, Assmann und von Braun arbeiten also mit unterschiedlichen Begrifflichkeiten: Gemeinschaft/Gesellschaft (Plessner), Mündlichkeit/Schriftlichkeit (Assmann) und Gabe/Geld (von Braun). Sie treffen sich dabei in erstaunlich ähnlichen Differenzierungen, die sich, wie ich finde, wechselseitig stützen.

Im Rahmen dieses Blogs stellt sich mir die Frage nach dem Verhältnis von ‚Geld‘ und Lebenswelt. Nominalistisches Geld bildet ähnlich wie die Lebenswelt eine Bewußtseinsform, in der das (Unter-)Bewußtsein das Sein bestimmt und nicht das Sein das Bewußtsein, – es sei denn man schlägt das Unterbewußte der Seite des Seins zu und nicht dem Bewußtsein. Jedenfalls müssen wir ‚Glauben‘ in das Geld investieren.

Das erinnert an den „Lebensweltglauben“, von dem hier schon in mehreren Posts die Rede gewesen ist. (Vgl. meine Posts vom 06.02.2012, 10.02.201211.02.2012 und vom 15.05.2012) Wenn also das ‚Geld‘ auf dem Untergrund eines Lebensweltglaubens gedeiht, so hätte der christliche Glaube eine Art ‚Dünger‘ für diesen ‚Boden‘ gebildet. Genauer kann ich das im Moment nicht auf den Punkt bringen.

Vielleicht ist an dieser Stelle eine Erinnerung aus meinem Theologiestudium hilfreich. Dort habe ich gelernt, daß die kürzeste Definition für Religion „Unterbrechung“ lautet. „Unterbrechung“ ist aber wiederum das Gegenteil von Lebenswelt und damit des Lebensweltglaubens. Sie läuft auf seine Beendigung und auf einen neuen ‚Glauben‘ hinaus: eben auf eine zweite Naivität. Andererseits beschreibt Jan Assmann mit Bezug auf Thomas Luckmann das kollektive Gedächtnis, also die Lebenswelt, als „unsichtbare Religion“. (Vgl. „Religion und kulturelles Gedächtnis“ (3/2007), S.115; vgl. auch meinen Post vom 05.02.2011) ‚Unsichtbar‘ ist diese Religion, weil sie uns vom Rücken her bestimmt und wir sie deshalb nicht  in den Blick nehmen können, und ‚Religion‘, weil sie den Glauben beinhaltet, daß alles schon immer so gewesen ist, wie es ist, und auch immer so bleiben wird.

Damit aber handelt es sich bei der ‚unsichtbaren‘ Religion eindeutig um einen Lebensweltglauben, während es sich bei der Religion als ‚Unterbrechung‘ um eine exzentrische Positionierung des bisherigen ‚Gläubigen‘ handelt, also um einen zweiten Glauben bzw. um eine zweite Naivität.

In welcher Weise ‚glauben‘ wir also nun an das ‚sichtbare‘ Geld? Von Braun legt selbst nahe, daß wir von einem Unsichtbaren her an das Unsichtbare glauben (vgl. Braun2/2012, S.111 u.ö.): ex nihilo. Zu diesem verweigerten Spiegel gibt es keine exzentrische Position.

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Dienstag, 27. November 2012

Christina von Braun, Der Preis des Geldes. Eine Kulturgeschichte, Berlin 2/2012

(Siehe auch Geld und Sinn“, „Kulturelle ‚Explosion‘“, Geld gegen Gemeinschaft, Lebenswelt und unsichtbare Hand, Zur Materialität der Schrift, Der Glaube an nichts, Gemeinsame und konkurrierende Aufmerksamkeit I, Gemeinsame und konkurrierende Aufmerksamkeit II, Entwicklung als Bedeutungslinie und Das Ich im Sumpf)

1. Kastration, Sublimation, Transsubstantiation
2. Schuld, Unschuld und zweite Unschuld
3. Alphabet und Bildung
4. Das Fremde in der Gemeinschaft

Mit dem Zusammenhang von Alphabetisierung und Bildung haben wir uns in diesem Blog schon an anderer Stelle befaßt. (Vgl. meinen Post vom 09.03.2011) Dort ging es um Stanislas Dehaenes These, daß die wichtigste Veränderung des Kindes durch den Schulunterricht in dem Umbau seiner neurophysiologischen Funktionen liege, wie er durch das Lesen- und Schreibenlernen bewirkt werde. Dabei spricht Dehaene zunächst geheimnisvoll von einem ‚Verlust‘, den wir aufgrund der begrenzten Plastizität des Gehirns durch diese neue Fähigkeit erleiden. (Vgl. meine Posts vom 05.03.2011 und vom 06.03.2011) Wenn man aufgrund dieser zunächst nicht weiter erläuterten Andeutung angeregt über tiefreichende Konsequenzen für die conditio humana spekuliert, erfährt man später aber, daß Dehaene bei dem angedeuteten Verlust lediglich an die Fähigkeit des Spurenlesens denkt. – Wer schreiben und lesen lernt, verliert also die Fähigkeit, Spuren zu lesen, was einen auf doppelte Weise enttäuscht: einerseits hat man sich etwas weniger Banales erhofft, und andererseits sind Dehaenes Argumente zur begrenzten Plastizität des Gehirns nicht besonders überzeugend.

In dieser Hinsicht hat von Brauns kulturgeschichtlicher Zugang zu diesem Thema mehr zu bieten. Von Braun zufolge handelt es sich bei dem Alphabet um eine „Domestizierungsmaschine des Körpers“: „In der Dialektik der Aufklärung schreiben Adorno und Horkheimer: ‚Furchtbares hat die Menschheit sich antun müssen, bis das Selbst, der identische, zweckgerichtete, männliche Charakter des Menschen geschaffen war, und etwas davon wird noch in jeder Kindheit wiederholt.‘() Was ist dieser männliche Charakter, der durch ‚furchtbare Verwundungen‘ entsteht? Ich habe im vorangegangenen Kapitel dargestellt, dass das Alphabet als Domestizierungsmaschine des Körpers zu verstehen ist – und dieser Vorgang wiederholt sich in jeder Kindheit.“ (Braun 2/2012, S.147)

In welcher Weise aber könnte das Erlernen des Alphabets den Körper domestizieren? Von Brauns Vergleich der semitischen und griechischen Schriftsysteme gibt darüber nähere Auskunft. Bei den semitischen Schriftsystemen handelt es sich um das hebräische und das arabische Alphabet. Beide Schriftsysteme sind Konsonantenschriften, die nur derjenige lesen kann, der die Sprache spricht, „also aus dem Inhalt erschließen kann, welches Wort gemeint ist: Wenn dort ein ‚r‘ und ‚s‘ steht, muss der Kontext sagen, ob ‚Riese‘, ‚Rose‘ oder ‚Iris‘ gemeint ist.“ (Vgl. Braun 2/2012, S.109) Semitische Schriften müssen immer vom Kontext her erschlossen werden, also entweder vom Textkontext her oder von einem äußerem Kontext her, in den der Text eingeordnet wird.

Zum besseren Verstehen einer Konsonantenschrift gehört deshalb das laute Sprechen bzw. Rezitieren. So trägt die Gemeinschaft des mündlichen Vortrags zum Verstehen des Textes bei: „In der jüdischen religiösen und weltlichen Tradition erhielt sich so eine hohe Bewertung des gesprochenen Wortes. Schriftlichkeit und Mündlichkeit galten als komplementär. ... Die Weitergabe der Heiligen Schrift verlief von Generation zu Generation, von Lehrer zu Schüler über die sprechenden Körper.“ (Braun 2/2012, S.109f.)

Ich habe dieses körperliche Lesen an anderer Stelle als „Verstehenshaltung“ beschrieben (vgl. meine Posts vom 21.07.2011 und vom 30.01.2012), und ich bin dabei davon ausgegangen, daß es in Form des inneren, stillen Mitsprechens ein grundlegendes Moment der Hermeneutik, also des Textverständnisses bildet, unabhängig vom Schriftsystem.

Von Braun kann nun aber, wie ich finde, auf überzeugende Weise darlegen, daß hebräische und arabische Schrifttraditionen diesem körperlichen Beitrag zum Textverständnis eine viel größere, bewußtere Aufmerksamkeit widmen als griechische und lateinische Schrifttraditionen. Der Verlust, der mit der griechisch-lateinischen Alphabetisierung einhergeht, besteht im Vergessen, im Herabsinken des körperlichen Anteils ins Unterbewußte. Indem der körperliche Beitrag, die Mündlichkeit, in Form der Vokale ins Schriftsystem übertragen wird, werden die Texte von den Entstehungs- und Verwendungskontexten unabhängig. Die Texte müssen nicht mehr in Gemeinschaften gelesen und rezitiert werden, um verstanden zu werden: „Das impliziert einen hohen Grad an Abstraktion, der sich die Vorstellung verdankt, dass es nur eine (berechenbare, unwiderlegbare, der Entkörperung verpflichtete) Form von Logik und wissenschaftlicher Wahrheit gibt. ... Der Vorgang der Entleibung, den das ‚volle Alphabet‘ impliziert, schlägt sich u.a. in der Tatsache nieder, dass sich die meisten unserer wissenschaftlichen Begriffe aus ‚toten Sprachen‘ – Altgriechisch und Latein – ableiten. Nur über tote Sprache lassen sich eindeutige – ‚neutrale‘ – Begriffe bilden, die dem Zugriff des Einzelnen und seiner Körperlichkeit wie Subjektivität und Geschlechtlichkeit entzogen sind.“ (Braun 2/2012, S.110)

Die eingangs angesprochene Domestikation des Körpers besteht also in einer kulturellen ‚Tätowierung‘. Von Braun spricht von „Einschreibung“. (Vgl. Braun 2/2012, S.112) Diese Einschreibung geschieht in beiden Schriftsystemen, den griechischen wie den semitischen. Während aber die semitischen Schriftsysteme via „Rezitation und Gesang“ (Braun 2/2012, S.110) lediglich zu einer Tätowierung des Körpers mit „Erinnerung und Wissen“ (ebenda) führen, führt das griechisch-lateinische Schriftsystem zu einer „Entleibung“ (ebenda). Darin bestehen also der Ertrag und der Verlust einer Schulbildung, die sich Horkheimer/Adorno und von Braun zufolge in jeder Kindheit wiederholt. Daneben erscheinen die eingangs erwähnten neurophysiologischen Diagnosen, die ja mit ihrer Konzentration auf das Gehirn im Grunde selbst eine Folge dieses Entleibungsvorgangs bilden, als recht harmlos.

Zum Schluß möchte ich noch auf ein kurioses Detail zu sprechen kommen, für das sich insbesondere Blumenberg sehr interessiert hätte. Blumenbergs Anthropologie orientiert sich an der Frage, was die Selbstaufrichtung des Menschen, der aufrechte Gang, für das Bewußtsein des Menschen bedeutet. (Vgl. meinen Post vom 06.09.2011) Von Braun beschreibt nun dasselbe Phänomen in der Entwicklung des semitischen Alphabets zum griechischen Alphabet, und zwar analog zur Aufrichtung des Menschen. Die seitwärts geneigten semitischen Buchstaben, die insbesondere in Gestalt des ersten Buchstabens u.a. Tiergestalten repräsentieren, beginnen sich im Laufe der Zeit zu drehen, bis sie im griechischen Alphabet aufrecht stehen und so den Übergang von einem „theriomorphischen zu einem anthropomorphischen Weltkonzept“ nachvollziehen: „Die Buchstaben des griechischen Alphabets erzählen von einem Prozess, in dessen Verlauf sexuelle Fruchtbarkeit und Fruchtbarkeitsriten abgelöst werden von einer Vorstellung geistiger Zeugung und Fruchtbarkeit.“ (Braun 2/2012, S.67)

Hier ist es aber sicher angebracht, nochmal auf Jan Assmanns Einwand zu verweisen, daß das kulturelle Potential eines Schriftsystems nicht deterministisch festgelegt ist, sondern daß es vor allem auf den Gebrauch ankommt, den die Menschen von ihren Schriftsystemen machen. (Vgl. meinen Post vom 19.02.2011) Allerdings wird ein sich ändernder Gebrauch sich letztlich auch auf die Entwicklung der Schriftsysteme auswirken, denn schließlich ist ja das griechische Alphabet aus dem semitischen hervorgegangen.

Wie sehr aber dann wiederum das Alphabet selbst sich auf Bewußtseinsvorgänge auswirken kann, zeigt von Braun auf so überzeugende Weise, daß Marxens Diktum, daß das Sein das Bewußtsein bestimme, mindestens modifiziert werden muß und zu diesem ‚Sein‘ auch Schriftsysteme und das dazugehörige Geld mit seiner geistigen Potenz gehören.

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Montag, 26. November 2012

Christina von Braun, Der Preis des Geldes. Eine Kulturgeschichte, Berlin 2/2012

(Siehe auch Geld und Sinn“, „Kulturelle ‚Explosion‘“, Geld gegen Gemeinschaft, Lebenswelt und unsichtbare Hand, Zur Materialität der Schrift“, Der Glaube an nichts, Gemeinsame und konkurrierende Aufmerksamkeit I, Gemeinsame und konkurrierende Aufmerksamkeit II, Entwicklung als Bedeutungslinie und Das Ich im Sumpf)

1. Kastration, Sublimation, Transsubstantiation
2. Schuld, Unschuld und zweite Unschuld
3. Alphabet und Bildung
4. Das Fremde in der Gemeinschaft

Von Braun zitiert Walter Benjamin: „Der Kapitalismus ist vermutlich der erste Fall eines nicht entsühnenden, sondern verschuldeten Kultus.“ (Von Braun 2/2012, S.108)

Diese Verknüpfung von Kapital und Kult verweist nicht von ungefähr auf die christliche Erlösungslehre, eine Er-Lösung, die niemals bis zur Ein-Lösung eines Schuldbetrags gelangt, sondern auf ewig vom Gnadenakt des himmlischen Gläubigers abhängig bleibt: „In der christlichen Religion, die in der Tradition des Opfers steht, ist es nicht der Mensch, der Gott ein Opfer darbringt, sondern andersherum: Gott opfert sich – in seinem Sohn – für den Menschen. Auf eine solche göttliche Gabe kann der Gläubige mit keiner Gegengabe antworten.“ (Braun 2/2012, S.117)

Von Braun sieht angesichts einer solchen unauflösbaren „Schuld-Struktur“ nur drei Möglichkeiten (vgl. Braun 2/2012, S.117f.): a) Schuldminderung durch Kapitalvermehrung: „Ähnlich richtete sich das Leben des Puritaners, der zu einer innerweltlichen Askese gefunden hat, auf die Mehrung des Kapitals aus. Ob im Kloster oder außerhalb, das Prinzip bleibt das gleiche: Askese und ‚industria‘ verstärken sich gegenseitig. Der Puritaner darf das Kapital vermehren, sich aber nicht am Vermögen erfreuen.“ (Braun 2/2012, S.146)

Hier halte ich eine Zwischenbemerkung für angebracht: daß diese Wachstumsorientierung, mit der aktuell wieder die professionellen Krisenmanager in der Politik ihren ewigen Wahlkampf betreiben, einen ganzen Planeten möglicherweise grundlegend aus dem Gleichgewicht gebracht hat, gehört inzwischen fast schon zum Allgemeinwissen. Hier eröffnet sich aber nun ein neuer Schuldzusammenhang, der darin besteht, zu versuchen, die Schuldenlast im eigenen persönlichen Leben weitgehend zu minimieren. Das nennt sich dann „ökologischer Fußabdruck“. Wer allerdings mal auszurechnen versucht, wie die eigene Bilanz aussieht, wird schnell feststellen, daß es einem bei allen Bemühungen, seine Lebensunkosten zu reduzieren, nicht gelingt, in den ‚grünen‘, nachhaltigen Bereich zu gelangen. Der Lebenskontext – eben die bestehende Wirtschaftswachstumsordnung – zwingt einen, für die bloße Lebenserhaltung am allgemeinen Raubbau an den Ressourcen teilzunehmen. An dieser Stelle scheint sich Adornos Spruch, daß es kein richtiges Leben im falschen geben könne, zu bewahrheiten.

Außerdem gibt es (b) die Möglichkeit der Selbstaufklärung, also Kants „Ausgang aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit“ (vgl. Braun 2/2012, S.117), die von Braun zufolge, mit Blick auf Nietzsche, auf die Möglichkeit einer „Art zweiter Unschuld“ (Braun 2/2012, S.118) hinausläuft. Von Braun zeigt sich dieser Möglichkeit gegenüber skeptisch, weil sie bezweifelt, daß die von Kant angesprochene ‚selbstverschuldete‘ Unmündigkeit wirklich selbst verschuldet ist. Es bedarf vielmehr eines Gewaltaktes, um sich aus dieser Unmündigkeit zu befreien, wie ihn Nietzsche vorschlug: die Tötung Gottes. Dieser Gewaltakt ruft aber von Braun zufolge neue Schuldgefühle hervor, so daß es auf dieser Grundlage zu keiner zweiten Unschuld kommen könne.

Es liegt mir fern, die mit der Befreiung aus religiösen Schuldverstrickungen einhergehenden Psychodynamiken geringzuschätzen. Dennoch möchte ich einwenden, daß die zweite Unschuld – ich selbst spreche immer von einer zweiten Naivität (vgl.u.a. meine Posts vom 07.12.2010 und vom 24.01.2011) – weniger in einer neuen Schuldlosigkeit besteht, sondern vielmehr in einer neuen Bewegungsfreiheit bzw. in einer neuen Lebensmöglichkeit. Sie eröffnet, um nochmal auf Adorno zurückzuverweisen, innerhalb des ‚falschen‘ Lebens einen Bewegungsraum, den es vorher nicht gegeben hatte. Denken und Handeln haben jetzt eine andere Qualität, die nicht mehr durch die erdrückende Schuldenlast determiniert wird. Auf diese neue Qualität zielen die Beiträge von Kant und Nietzsche.

Schließlich gibt es, oder besser: gab es (c) die Möglichkeit der „Schuldübertragung“, für die sich im christlichen Gründungsmythos vor allem die Juden als die ‚eigentlichen‘ Jesus-Mörder anboten. (Vgl. Braun 2/2012, S.118) Diese Schuldübertragung, von der man nur hoffen kann, daß sie historisch endgültig überholt ist, beinhaltete eine Umdeutung des unmöglichen Gottesopfers, da ja nun der ‚Sohn‘ nicht nur freiwillig wegen der ‚Erbsünde‘, sondern unfreiwillig durch eine ‚Mordtat‘ ums Leben kam.

Auch diese Möglichkeit zeigt noch einmal die enge Verknüpfung von christlichem Glauben und Geld. Viele mittelalterliche Pogrome waren mit dem Vorwurf der Geldfälschung verbunden. (Vgl. Braun 2/2012, S.118ff.) Da sich aber das Geld und die Hostie mit ihrer geldähnlichen Form (vgl. Braun 2/2012, S.122ff.) gegenseitige „Glaubenshilfe“ leisteten, kam der Vorwurf der „Manipulation der königlichen Münze“ einer „Hostienschändungsbeschuldigung“ gleich (vgl. Braun 2/2012, S.126).

Der Weg vom Christentum zum Kapitalismus ist also in einer Psychodynamik vorgezeichnet, die den gläubigen Christen für die kapitalistischen Optionen des nominalistischen Geldes empfänglich machten: „Aus der Perspektive des Geldes gesehen, hat das Christentum ‚seine Pflicht erfüllt‘: Es hat dem Zeichensystem einen Machtanspruch verschafft (über die physische Welt), es hat das Prinzip der Askese in ‚die‘ Welt getragen, es hat den menschlichen Körper diszipliniert und reif für das Prinzip der ‚geistigen Potenz‘ gemacht.“ (Braun 2/2012, S.155)

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Sonntag, 25. November 2012

Christina von Braun, Der Preis des Geldes. Eine Kulturgeschichte, Berlin 2/2012

(Siehe auch Geld und Sinn“, „Kulturelle ‚Explosion‘“, Geld gegen Gemeinschaft“, Lebenswelt und unsichtbare Hand“, Zur Materialität der Schrift, Der Glaube an nichts, Gemeinsame und konkurrierende Aufmerksamkeit I, Gemeinsame und konkurrierende Aufmerksamkeit II, Entwicklung als Bedeutungslinie und Das Ich im Sumpf)

1. Kastration, Sublimation, Transsubstantiation
2. Schuld, Unschuld und zweite Unschuld
3. Alphabet und Bildung
4. Das Fremde in der Gemeinschaft

In diesem Post will ich mich mit von Brauns zentraler These befassen, daß es die „Substanzlosigkeit“ des nominalistischen Geldes ist, „die dem Geld seine Wirkmacht über die Substanz verleiht.“ (Vgl. Braun 2/2012, S.107) ‚Nominalistisch‘ wird die abstrakte, nicht an materielle Wertmesser wie Gold, Getreide etc. gebundene Form des Geldes genannt, die ihren ‚Wert‘ aus der Autorität des Staates, aus einem religiösen Kult oder aus einer Verbindung dieser beiden Instanzen bezieht. (Vgl. Braun 2/2012, S.19, 27 u.ö.)

Was die Wirkmacht des Geldes über die ‚Substanz‘ bzw. über die Realität betrifft, ist hier vor allem der religiöse Kult wichtig, wie ihn von Braun anhand des aus Tieropfern hervorgehenden griechischen Geldes beschreibt: „Die griechischen Münzen entstanden als Symbole und Ersatz für das geopferte Tier, ... die zusätzlich mit einem (religiös konnotierten) Bild versehen wurden. Die griechischen Münzen hatten keinen materiellen Wert. ... Das nominalistische Geld beruhte also auf seinem Wert als Symbol für das Opfer.“ (Braun 2/2012, S.46)

Das bevorzugte Opfertier der Griechen war der Stier. Schon das semitische Alphabet verwendet als ersten Buchstaben eine stilisierte Abbildung des Stierkopfes. (Vgl. Braun 2/2012, S.59) Der Stier war aus zwei Gründen ein besonders bevorzugtes Opfertier: „... der Stier, ‚das Opfertier schlechthin, befindet sich an der Nahtstelle der beiden Hauptelemente der Nahrung, des Fleisches und des Getreides, da es nicht nur gegessen werden kann, sondern als Arbeitstier auch den Vorgang ermöglicht, der die Grundlage des Getreideanbaus bildet.“ (Braun 2/2012, S.65)

An der Grenze zwischen ‚Nahrung‘ und ‚Arbeit‘ stehend hatte der Stier also eine enorme Bedeutung für die Kulturgeschichte des Menschen. Und von Braun weist in diesem Zusammenhang auf einen hochinteressanten Aspekt hin: „Der Stier ist keineswegs für die Landwirtschaft als Arbeitstier geeignet, das gilt nur für den Ochsen, also den kastrierten Stier ... Die ‚Bezähmung‘ des Stieres entspricht also seiner Kastration, und diese muss als ein besonders gewalttätiger Übergriff an der Natur erfahren worden sein. ... Ist es nicht eher so, dass sich der Preis für den Übergang vom wilden zum domestizierten Tier am Stier (als die ‚große Errungenschaft der Agrarzivilisation‘) besonders deutlich zu erkennen gibt – und dass er eben deshalb zum Opfertier schlechthin wird?“ (Braun 2/2012, S.66)

Der erste Buchstabe des Alphabets ist also wohl eher ein Ochse als ein Stier, und wenn im antiken Griechenland das Geld seinen Wert vor allem aus seiner Fähigkeit gewann, an die Stelle der Opfertiere zu treten, und das bevorzugte Tieropfer der ‚Stier‘ war, der seinen eigentlichen ‚Mehrwert‘ durch Kastration erhielt, so zieht sich die Linie von der Unfruchtbarkeit des Ochsen zur ‚Fruchtbarkeit‘ des Geldes. Mit anderen Worten: das Geld erweist sich als ‚fruchtbar‘, als ‚vermehrungsfähig‘, als zinsfähig, auf der Basis einer verweigerten Fruchtbarkeit realer Körper; also auf der Basis einer Kastration.

Mit diesem als ‚Opfer‘ wahrgenommenen Eingriff in die Natur, der zu einem Wertzuwachs der domestizierten Kreatur führt, die wiederum aufgrund des widernatürlichen Eingriffs zur Versöhnung mit dem Göttlichen diesem geopfert wird – also ein Kreislauf von Schuld und Entschuldung –, harmonisiert das Christentum, das diesen Opfervorgang auf eine göttliche Ebene erhebt: Der unsichtbare Gott implantiert seinen Sohn unter Umgehung sämtlicher sexueller Fortpflanzungsgesetze – ‚Kastration‘ des heiligen Joseph – in eine Leihmutter, um ihn schließlich am Kreuz die Erbschuld des Menschen sühnen zu lassen, was im Endeffekt auf eine Kastration Gottes hinausläuft, wie sie in einigen ikonologischen Darstellungen des Gott-Vaters zum Ausdruck kommt: „... auf seinem Schoß der hingeschiedene Sohn in einer Pose, die ihn wie das Geschlecht Gottes erscheinen lässt, aber in kastrierter, geopferter Gestalt.“ (Braun 2/2012, S.87) – So fließen altgriechische und christliche Kultmotive zur sakralen Beglaubigung des Geldes zusammen, wie sie schließlich auch in der äußeren Form der Hostie zum Ausdruck kommt. (Vgl. Braun 2/2012, S.125f.)

Wichtig ist hier vor allem die mit der Kastration verbundene Unterdrückung sexueller Fruchtbarkeit, an dessen Stelle nun eine geistige Fruchtbarkeit treten kann: „Eine am männlichen Körper exerzierte Kastration wird zur Voraussetzung für geistige Zeugungsfähigkeit.“ (Braun 2/2012, S.87) – Von Braun zufolge geht es dabei nicht um die sexuelle Enthaltsamkeit, sondern um den Verzicht auf Kinder, an deren Stelle jetzt der Zinseszins treten kann: „Der Verzicht auf leibliche Kinder – genau dies, nicht die sexuelle Enthaltsamkeit, ist der Sinn des Zölibats – steigerte den Wunsch nach der Zeugung ‚geistiger Kinder‘: Bücher einerseits und Kapital andererseits.“ (Braun 2/2012, S.154)

Doch scheint mir von Braun die sexuelle Enthaltsamkeit im Vergleich zur Fokussierung auf den unterdrückten Kinderwunsch unnötig abzuwerten. Denn die Unterdrückung der sexuellen Energien, die ja schließlich auch zum ausbleibenden Kindersegen führt, trägt letztlich zu genau jener „Wirkmacht“ auf die Realität bei, die von Braun dem Geld zuspricht. Es ist letztlich die sexuelle Sublimation, die zur ‚Trans-Substantiation‘ führt, also zur Übertragung geistiger Potenz auf Geld und zur schließlichen Rückübertragung der geistigen Potenz des Geldes auf die materielle Ebene. Wenn es nämlich in jüdischen Traditionen, in denen sich „geistige und sexuelle Potenz gegenseitig ergänzen“, zu keiner Übertragung „geistiger Fruchtbarkeit“ auf das Geld kommt (vgl. Braun 2/2012, S.91), dann liegt diese Übertragung im Christentum sicher in einem erheblichen Maße an den unterdrückten sexuellen Energien, die sich ihre Ersatzobjekte suchen.

Zurück zur Substanzlosigkeit des Geldes und seiner damit zusammenhängenden Wirkmacht über die Realität: Jahrhundertelang haben die Alchemisten nach dem „Stein des Weisen“ gesucht, mit dessen Hilfe sie minderwertige Substanzen in Gold verwandeln wollten. Sie hätten eigentlich nur in ihren Geldbeutel zu schauen brauchen und ihn dort in Form des Geldes vorgefunden. So gesehen erfüllt sich im Kapitalismus ein mittelalterlicher Traum. Die Macht der „Substanzlosigkeit“ besteht in der Transsubstantiation, in der alchemistisch anmutenden Umwandelbarkeit der Substanzen selbst! (Vgl. Braun 2/2012, S.240f.) Indem wir bereit sind, Geld gegen beliebige Substanzen (Waren) zu tauschen, überschreiten diese die Grenzlinie zwischen Materie und Geist: Materie wird in eine geistige Potenz sublimiert und schließlich wieder rematerialisiert.

Da wir im Christentum gelernt haben, zu glauben, daß sich geistige Potenz in Form göttlicher Worte – von der Schöpfung bis zu Mariä Empfängnis – materialisieren kann, glauben wir nun auch daran, daß sich Geld wiederum zurückverwandeln läßt in Materie. Sind „Bot und Wein“ „transsubstantiationstauglich“, so ist es nun auch das ohnehin sakral aufgeladene Geld. (Vgl. Braun 2/2012, S.114) Und da das nominalistische Geld, substanzlos wie es ist, an keine materiellen Wertmesser gebunden ist, wird es nun frei, sich in alles zu verwandeln, worauf sich das stets unerfüllt bleibende christliche Begehren richten mag, bis hin zu den heutigen Medizintechniken und Kommunikationstechnologien.

Die „Wirkmacht“ des Geldes auf die Realität ist also in einem an der christlichen Transsubstantiationslehre geschulten Glauben begründet: „Der wichtigste gemeinsame Nenner von Geld und christlicher Lehre besteht jedoch im Glauben: Anders als in der jüdischen Religion, die den Zweifel zulässt und die Exkommunikation nicht kennt, sind Glaubenszweifel für die christliche Religion die tiefste Sünde. Dabei geht die Forderung nach dem blinden Glauben mit Glaubensinhalten einher, die jeglicher Plausibilität entbehren ...“ (Braun 2/2012, S.115)

Erst wenn dieser Glaube zur Substanzlosigkeit des Geldes hinzukommt, kann dessen Substanzlosigkeit – also seine Unabhängigkeit von materiellen Wertmessern – diese unvorstellbare, gottgleiche und letztlich wohl auch unbeherrschbare Gewalt über die materielle Welt gewinnen.

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Sonntag, 18. November 2012

Kulturelle ‚Explosion‘

(Christina von Braun, Der Preis des Geldes. Eine Kulturgeschichte, Berlin 2/2012)

In den meisten modernen (wissenschaftlichen) und in einigen mythologischen Erzählungen ist es das gesprochene Wort, mit dem die Mensch-‚Werdung‘ beginnt. Die Sprache selbst ist dabei oft auf transzendentale Weise dem evolutionären Prozeß entzogen. Das Mensch-Sein setzt unmittelbar mit dem ersten gesprochenen Wort ein, und auch die ganze Sprache ist zugleich mit diesem gesprochenen Wort vollständig da. So dachte es sich z.B. der Sprachphilosoph Wilhelm von Humboldt.

Wenn überhaupt ein Werdensprozeß mit dem Einsetzen der Sprache thematisiert wird, so wird er als ‚explosionsartig‘ vorgestellt. Kaum konnten sich die Menschen sprachlich – und das hieß zunächst einmal über lange Zeit hinweg nichts anderes als ‚mündlich‘ – miteinander verständigen, so konnten sie auch schon ihr Wissen tradieren und es so – man ahnt es schon – ‚explosionsartig‘ vermehren. Kulturelle Evolution unterschied sich also von biologischer Evolution vor allem durch die Geschwindigkeit. Was dabei aber aus dem Blick geriet, waren die Differenz zwischen mündlichen und schriftlichen Kulturen und die Ähnlichkeiten zwischen mündlichen Kulturen und biologischer Evolution.

Was nämlich eigentlich vor allem auffallen müßte, ist die immens lange, zehntausende oder sogar hunderttausende Jahre umfassende Mündlichkeit, wie sie Hans Blumenberg in „Arbeit am Mythos“ beschreibt. Ein Zeitraum, in dem sich die menschlichen Kulturen ähnlich langsam veränderten wie die menschliche Biologie. So langsam jedenfalls, daß ihre Mitglieder nichts von irgendeiner Veränderung bemerkten und eine solche auch gar nicht anstrebten. Ein Bewußtsein von Veränderung konnte sich erst mit der Entstehung der Schrift vor etwa 5.000 Jahren bilden. Und erst mit der Schrift entstand auch ein neues Bedürfnis: das Bedürfnis nach Veränderung; der Unwille, das Leben der Vorfahren immer nur wiederholen zu können. Von jetzt an beschleunigte sich die kulturelle Entwicklung tatsächlich explosionsartig. (Vgl. meine Posts zu Jan Assmann vom 05.02.2011 und vom 10.02.2011)

Ich will mich jetzt gar nicht auf eine Diskussion darüber einlassen, was zuerst kam: das Seßhaftwerden und die ersten Städtegründungen oder die Schrift. Ohne zumindestens Vorformen der Schrift hätte es keine Buchhaltung und deshalb auch keine Städtegründungen gegeben. Auffällig ist dabei vor allem eines: Kaum gab es Städte, da gab es auch schon professionelle Mahner und Warner, die einem das Stadtleben vermiesen wollten. Es gab Einzelgänger und Aussteiger, die sich aus dem Stadtleben zurückzogen in irgendwelche Höhlen oder Wüsten und gesundes, einfaches, vor allem ‚heiliges‘ Leben propagierten. Bruce Chatwin führt das Wort ‚Heide‘ (pagan) auf das Seßhaftwerden zurück. Der Sündenfall, der Abfall vom rechten Glauben fällt also mit dem Stadtleben zusammen.

Was aber ist so falsch am Stadtleben? An dieser Stelle ist es nun doch nötig, sich zu entscheiden, was es denn jetzt genau ist, das zur kulturellen ‚Explosion‘ führt: die Stadt oder die Schrift. Mit Assmann im Hintergrund liegen wir schon mal nicht ganz falsch, wenn wir auf die Schrift tippen. Aber Assmanns Begründung mit der durch die Schrift ermöglichten Innovationsdynamik, bleibt doch noch an der Oberfläche des Problems. An dieser Stelle gräbt von Braun tiefer. Was die ‚Schrift‘ und das mit der Schriftlichkeit zusammenhängende ‚Geld‘ im Wesentlichen ausmacht, ist die Abwesenheit alles dessen, worauf sich Schrift und Geld beziehen, also z.B. in der Buchhaltung die Ware. Die Buchhaltung zählt zwar auf, was da ist, – aber wann hat man das letzte Mal nachgesehen?

Wer sich auf die Schrift – und mit ihr auf das Geld – einläßt, akzeptiert, daß sie für das steht, was nicht da ist. Man begeht gewissermaßen ein Opfer: man schaut nicht mehr auf den Gegenstand selbst, sondern auf das Wort, das ihn bezeichnet, bzw. auf das Geld, das ihn bewertet. Eine Abwesenheit setzt sich an die Stelle einer Anwesenheit, ein Nichts an die Stelle des Etwas. Wenn wir an Husserls Konzept der „Selbsthabe“ denken, die sich im ‚Haben‘ der ‚Welt‘ erfüllt, so liegt der Schluß nahe, daß das enorme Auswirkungen auf die Psychodynamik hat. (Vgl. meinen Post vom 05.01.2011)

Von Braun kann nun zeigen, wie in der Kulturgeschichte diese vielen kleinen Opfer durch einen großen Tod begleitet werden: durch die Opferung bzw. Tötung des eigenen Selbst: „Erst aus dieser ursprünglichen Idee, dass das Geld nicht nur ein Substitut für das Tieropfer, sondern letztlich selbst ein symbolisches Menschenopfer ist, begreift man, warum einem reinen Zeichen soviel Glauben geschenkt werden kann.“ (Braun 2/2012, S.48)

Weil wir etwas von uns selbst opfern, wenn wir Geld statt des Gegenstandes annehmen, glauben wir nun an dieses Geld, in das wir uns ‚investiert‘ haben. Man muß wohl hinzufügen: wir glauben um so mehr an dieses Geld, um so mehr es wert ist, also um so mehr wir von uns selbst in dieses Geld hinein geopfert bzw. investiert haben. Da wir aber unser Selbst in ein Nichts, in eine Abwesenheit, in ein leeres Versprechen auf mögliche Erfüllung investiert haben, ‚explodiert‘ die Entwicklung der auf diesem Versprechen basierenden Kulturen. Nicht also aus einem Bedürfnis nach Innovation heraus, sondern aus ‚Angst‘, sich sonst im Nichts zu verlieren: „Worum es hier geht ist Angst: die Angst vor der völligen Entleibung, die in einer Art von Panikreaktion nach der Multiplikation der Gewinne verlangt. Da aber das Geld immer weniger einem ‚realen‘ Wert entspricht und das Nichts sich auch nicht durch Vermehrung in eine ‚Realität‘ verwandeln lässt, die die Nerven beruhigt, wächst die Angst und führt zu Maßlosigkeit. Statt von ‚Gier‘ sollten wir also von der Unmöglichkeit der Befriedigung sprechen.“ (Braun 2/2012, S.73)

Genau das aber ist die Botschaft der Asketen und Heiligen, der ‚Unheilspropheten‘, die mit den ersten Städtegründungen auftraten und die verschiedenen Zivilisationen und Hochkulturen bis heute begleiten. Es ist nicht das erste gesprochene Wort, das den Menschen aus dem Paradies vertrieben hat, sondern die Schrift! An den Anfängen der Schriftlichkeit ging den Menschen etwas Entscheidendes verloren, was noch heute die Analphabeten dunkel ahnen, wenn sie sich nur zögernd und unter großen Ängsten alphabetisieren lassen. – Die neurophysiologische Perspektive auf die angeblich begrenzte Plastizität des Gehirns sieht den mit der Alphabetisierung einhergehenden Verlust übrigens lediglich darin, daß wir angeblich keine Spuren mehr lesen zu können. (Vgl. meinen Post vom 05.03.2011)

Die Ängste der Analphabeten ähneln den Lernblockaden vieler Schüler im Mathematikunterricht. Ich selbst habe es erst spät zu schätzen gelernt, was die Mathematik einem denkenden Menschen bedeuten kann. Als Schüler habe ich die Mathematik gehaßt. Als ich vor kurzem Gelegenheit hatte, beim Mathematikunterricht zu hospitieren, glaubte ich plötzlich, zu verstehen, woher diese Abneigung kam. Mathematik beinhaltet die Notwendigkeit, ‚um die Ecke‘ zu denken. Sich selbst aufhebende und gleichzeitig sich verstärkende Negationen sind ein allgegenwärtiges Prinzip in Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division. Als mathematischer Laie hat man bald das Gefühl, daß sich einem dabei das Gehirn verknotet.

Der Analphabet lebt in einer anschaulichen Welt. Er ist zufrieden mit dem, was er mit den Händen greifen kann. Um Schreiben und Lesen zu lernen, muß er das, was er in den Händen hält, aus der Hand legen und sich von seiner Welt abwenden. Er betritt stattdessen eine Welt, in der er nie mehr mit dem zufrieden sein wird, was er hat. Es ist eine Welt der ständigen Beschleunigung, in der am Ende, wie z.B. in der Börse, Sekundenbruchteile über Reichtum und Armut entscheiden. Von Braun vergleicht den Geisteszustand eines Traders mit dem von Mystikern: „‚Wo sieht man Gott?‘, fragt Meister Eckehart. Seine Antwort: ‚Wo nicht Gestern noch Morgen ist, wo ein Heute ist und ein Jetzt, da sieht man Gott.‘() Eine ähnliche Erfahrung der vollkommenen Versenkung in das Jetzt macht heute jeder Trader, wenn er vor seinem Computer sitzt und in Bruchteilen von Sekunden Entscheidungen treffen muss.“ (Braun 2/2012, S.53)

Von Braun bewegt sich hier auf einer Ebene, in der die Unsichtbarkeit von Daten-Bits mit der Usichtbarkeit Gottes verglichen wird. Somit kann man sagen, daß das Christentum eine psychische Disposition grundgelegt hat, die so etwas wie die Börse erst möglich machte. Dennoch hat es der Trader im Unterschied zum Mystiker mit lauter Negationen (Abwesenheiten) zu tun, während es dem Mystiker um eine Therapie genau dieser nihilistischen Grundhaltung geht. In den mystischen Erfahrungen gehen die Meditierenden zwar durch das Nichts hindurch, aber am Ende ihrer Erleuchtungen sehen sie in dem Fluß wieder einen Fluß. Nach all den Negationen des Flusses bildet für den Mystiker die Bestätigung des einfachen Phänomens als das, was es ist, die größte Erleuchtung.

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Freitag, 9. November 2012

Geld und Sinn

(Christina von Braun, Der Preis des Geldes. Eine Kulturgeschichte, Berlin 2/2012)

Ich hatte mich schon in früheren Posts zum inneren Zusammenhang von ‚Wert‘ (im Sinne von ‚Mehrwert‘) und Sinn geäußert. Dieser innere Zusammenhang besteht im Begriff der ‚Serie‘, den Günther Anders auf einen verdeckten Nihilismus zurückführt: auf das Versprechen einer Anwesenheit, das das Faktum des Abwesenden vergessen macht. Dieser Nihilismus ist unausrottbarer Bestandteil einer Medienwelt, die das Abwesende als anwesend simuliert. (Vgl. meinen Post vom 23.01.2011) Indem die Anwesenheit nur noch als simulierte phantomhaft präsent ist, muß sie sich multiplizieren, um zu sein. Sie geht also in Serie. (Vgl. meine beiden Posts vom 26.01.2011)

Damit hat die Medienwelt eine warenförmige Seinsweise: je mehr Phantome sie produziert, als um so werthaltiger erscheint sie. Der verdeckte Nihilismus der Medienwelt wird zum inneren Motor ihrer ständigen Reproduktion. Sie schafft unablässig ‚mehr‘ ‚Wert‘: also Mehrwert. Aber an die Stelle der Ware, die immerhin etwas Anwesendes ist, ist in der Medienwelt die Information getreten, die zwar nur auf Abwesendes verweist, aber in der medialen Welt selbst als etwas Anwesendes genommen wird. Die Information wird zum Phantom.

An die Stelle der Warenzirkulation tritt also eine Informationszirkulation ohne Bezug auf irgendetwas Reales. Realität erhält sie ausschließlich durch die serienförmige Wiederholung. An dieser Stelle trifft sich Andersens Medienkritik mit Jan Assmanns Textbegriff. (Vgl. meinen Post vom 10.02.2011) Assmann spricht davon, daß Sinn nur durch Zirkulation lebendig sein kann. In Bezug auf Texte heißt das, daß Texte ‚wiederholt‘ werden müssen; d.h. sie müssen gelesen werden. So wie also Informationsphantome in Andersens Medienwelt nur durch Serienproduktion Realität erhalten, haben Texte Assmann zufolge nur dann Sinn,  wenn sie gelesen werden. Diese Parallelität zwischen Günther Anders und Jan Assmann führte mich zu der Vermutung, daß jeder Hermeneutik ein geheimer Nihilismus innewohnt.

Dann stieß ich bei Raoul Schrott und Arthur Jacobs auf den Zusammenhang von Schrift und Geld, den die beiden Autoren in einer spezifisch menschlichen Negationsleistung sehen. (Vgl. meinen Post vom 26.07.2011) Auch hier ist damit die Fähigkeit des Menschen gemeint, etwas Abwesendes als anwesend zu imaginieren. So wie im Text das, wovon in ihm die Rede ist, nicht anwesend ist, und wie im Geld die Ware, die wir damit bezahlen, nicht anwesend ist, beruhen also Sinn und Wert gleichermaßen auf einer Abwesenheit. Und so kommt es zu der von mir angedeuteten Parallelität zwischen Sinn von Sinn und dem Mehrwert. Kurz gesagt: Sinn von Sinn und Zinseszins entsprechen sich in ihrer Prozeßstruktur. (Zum Sinn von Sinn vgl. meine Posts vom 07.07.2011 und vom 15.06.2012)

In dem Buch von Christina von Braun „Der Preis des Geldes. Eine Kulturgeschichte“ (2/2012), das ich hier und in den folgenden Posts besprechen möchte, werden nun genau diese Zusammenhänge thematisiert und kulturgeschichtlich zurückverfolgt bis zur Entstehung von Alphabet und Geld in der griechischen Antike. Dabei wird noch einmal die rekursive Struktur von Wertvermehrung und Sinnproduktion besonders deutlich. So heißt es z.B., daß „der Vermehrung“ des Geldes „– zumindestens in der Phantasie – keine Grenzen gesetzt“ sind. (Vgl. Braun 2/2012, S.7)

Mit der „Phantasie“ deutet von Braun daraufhin, daß wir es hier mit einer Bewußtseinsfunktion zu tun haben. Wie ich es in diesem Blog schon mehrfach beschrieben habe (vgl.u.a. meinen Post vom 09.06.2012), funktioniert das menschliche Bewußtsein rekursiv, d.h. es werden ständig Bewußtseinsebenen aufeinander bezogen und neue Ebenen hinzugefügt. Dabei ist die Dynamik der Ebenenbildung gleichermaßen potentiell unendlich wie in sich labil und ständig von Abstürzen bedroht. Stabil gehalten wird das ganze lediglich durch einen mehr oder weniger stark ausgebildeten Weltglauben, also dem Glauben daran, daß die Welt Sinn macht bzw. real ist.

Ganz ähnlich ist es mit dem Geld: „Geld richtet sich an den Einzelnen, aber es kann seine Funktionen nur erfüllen, wenn alle von seiner Glaubwürdigkeit überzeugt sind.“ (Braun 2/2012, S.7) – Wir haben es also mit einer Phantasie bzw. mit einem Bewußtseinsprodukt zu tun, ähnlich den Informationsphantomen bei Günther Anders. Und der Nihilismus in der Wertschöpfung des Geldes wird durch die Vermehrung von Nullen sinnfällig zum Ausdruck gebracht, wo eine schlichte 1 weniger gilt als eine 1 mit einer 0, – oder besser noch mit möglichst vielen Nullen. (Vgl. Braun 2/2012, S.19, 243-251)

Auch von Braun verbindet den Vergleich von Geld und Schrift mit einem Nihilismus, einer Schöpfung des Seins aus dem Nichts durch das Wort (Genesis) bzw. in der Mehrwertproduktion des Kapitals. (Vgl. Braun 2/2012, S.9) Und es ist die fehlende „Bodenhaftung“ (Braun 2/2012, S.8), die das rekursive System, den „‚Kreislauf‘ des Geldes“ (Braun 2/2012, S.9) so instabil macht: „Es ist ein Unterschied, ob Papiergeld auf ‚realen‘ Werten wie dem Grund und Boden der Katholischen Kirche besteht, wie das zunächst bei den Assignaten der Französischen Revolution war, oder auf der Hoffnung, dass ich eine Tulpenzwiebel (noch bevor sie in der Erde ist) zu einem höheren Preis verkaufen kann, als ich sie gekauft habe. Im einen Fall geht es um Anbindung des Geldes an ‚Realien‘, im anderen um die Hoffnung – und weil letzterer die Bodenhaftung fehlt, löst sie leicht Ängste aus.“ (Braun 2/2012, S.8)

Dieser auf Hoffnung und Sinngläubigkeit beruhende Nihilismus verbleibt aber nicht im Abstrakten bzw. Negativen: „Je abstrakter das Geld wurde, je mehr es sich in ein reines Zeichen verwandelte (auf dem Weg von der Münze über das Papiergeld bis zum elektronischen bit) –, desto größer wurde seine Wirkmacht über die ‚Realität‘.“ – Das abstrakte Geldphantom produziert nicht mehr nur neue Geldphantome, sondern inzwischen auch reale Körper, wie von Braun mit Verweis auf die „Reproduktionsmedizin“ festhält. (Vgl. hierzu auch meinen Post vom 08.03.2012) Hier zieht von Braun die Linie direkt zur christlichen Religion, in der das ‚Wort‘ in Gestalt Jesu ‚Fleisch‘ geworden ist. (Vgl. Braun 2/2012, S.11) Die Sinn von Sinn-Dynamik reicht also vom „ex nihilo“ der Genesis bis zur Inkarnation Jesu.

So verknüpft von Braun mit dem „Preis“ des Geldes zwei Logiken: die des Opfers und die der Inkarnation. (Vgl. Braun 2/2012, S.16) Gerät der Geldwert wie zuletzt 2008 in eine Krise, so müssen ‚Körper‘, sprich Menschen geopfert werden, um den Geldwert zu stabilisieren. D.h. viele Menschen müssen ihren Job und ihren Besitz verlieren, damit andere weiterhin vom Geld profitieren können. Das ist die Opferlogik. Die Inkarnationslogik beinhaltet: Um Geldwert zu schaffen, muß es sich ständig aufs Neue verwandeln, zum Beispiel in neue ‚Körper‘, wie es etwa in den neueren Medizintechniken geschieht.

Selten habe ich etwas Erhellenderes gelesen wie die Einleitung aus von Brauns Buch, und ich habe nicht damit gerechnet, meinen Verdacht hinsichtlich des impliziten Nihilismus der Sinnbedürftigkeit des Menschen und des dazugehörigen rekursiven Mechanismus in einer so eleganten Darstellungsform bestätigt zu finden.  

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